Penaltyschiessen – für die Engländer ist es ein Alptraum; für die deutsche Nationalmannschaft hingegen eine Erfolgsgeschichte. Ein Rückblick auf die deutschen Duelle vom Elfmeterpunkt, die sie seit 1976 nicht mehr verloren haben.
Im siebten Penaltyschiessen bei Europa- und Weltmeisterschaften hat die deutsche Fussball-Nationalmannschaft zum sechsten Mal gewonnen. Nur beim ersten Duell vom Punkt ging es für die DFB-Auswahl schief. Der Sieg im Krimi gegen Italien am Samstag in Bordeaux im EM-Viertelfinal setzte nun eine lange Erfolgsserie des deutschen Teams fort.
EM 1976 Final: Tschechoslowakei – Deutschland 2:2 (2:2, 2:1) n.V.; 5:3 im Penaltyschiessen
Bei der Premiere gehen zwei Schüsse in die Geschichte ein. Erst donnert Uli Hoeness seinen Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel. Anschliessend hebt Antonin Panenka den Ball lässig in die Tormitte. Noch heute ist Panenka Namensgeber für diese Art des Elfmeters, mit der der Schütze stets zwischen Genie und Lächerlichkeit schwebt.
Uli Hoeness und Antonin Panenka 1976 in Belgrad:
WM 1982 Halbfinal: Deutschland – Frankreich 3:3 (1:1, 0:0) n.V.; 5:4 i.P.
Untröstlich sinkt Uli Stielike auf dem Strafstosspunkt zusammen. Im Premieren-Elfmeterschiessen der WM-Historie vergibt der Libero als insgesamt sechster Schütze – und darf dank Harald «Toni» Schumacher dennoch jubeln. Gegen Didier Six und Maxime Bossis hält der deutsche Keeper, Horst Hrubesch verwandelt den letzten Elfmeter.
WM 1986 Viertelfinal: Deutschland – Mexiko 0:0 n.V.; 4:1 i.P.
Vor 44’000 pfeifenden Zuschauern im Estadio Universitario von Monterrey wird wieder Schumacher zum Helden. Fernando Quirarte und Raúl Servín haben keine Chance. Mit vier gehaltenen Elfmetern ist der Kölner hinter dem Argentinier Sergio Goycoechea (5) immer noch zweitbester Elfmeter-Killer in der WM-Historie.
WM 1990 Halbfinal: Deutschland – England 1:1 (1:1, 1:1) n.V.; 4:3 i.P.
Der Beginn einer Tragödie: Stuart Pearce und Chris Waddle begründen mit ihren Fehlschüssen gegen Bodo Illgner die lange Tradition englischen Scheiterns in Penaltyschiessen. Bei zwei weiteren WM (und drei EM) scheiden die Three Lions so aus – mieser ist keine andere Nation, auch nicht die Schweiz, die 2006 im WM-Achtelfinal gegen die Ukraine in einem Penaltyschiessen keinen einzigen Versuch versenkt und auch in Frankreich wieder vom Punkt aus an Polen gescheitert ist.
EM 1996 Halbfinal: Deutschland – England 1:1 (1:1, 1:1) n.V.; 6:5 i.P.
Englands Boulevard schäumt mit der Aussicht auf den ersten Titel seit 30 Jahren Leidenszeit. Stahlhelme und «Fritz»-Schlagzeilen dominieren. Die ersten fünf Schützen auf beiden Seiten verwandeln sicher. Gareth Southgate schiebt in die Arme von Andreas Köpke, Andreas Möller trifft und baut sich triumphierend vor den Fans auf.
WM 2006 Viertelfinal: Deutschland – Argentinien 1:1 (1:1, 1:1) n.V.; 4:3 i.P.
Beide Experten kommen mit einer perfekten WM-Bilanz von drei Siegen im Elfmeterschiessen. Die ersten Schützen im ausverkauften Berliner Olympiastadion verwandeln sicher. Dann schlägt die Stunde von Jens Lehmann: Nach Ansicht des legendären Spickzettels von Andi Köpke pariert er die Schüsse von Roberto Ayala und Esteban Cambiasso.
EM 2016 Viertelfinal: Deutschland – Italien 1:1 (1:1, 0:0) n.V.; 6:5 i.P.
Die deutschen Helden heissen Manuel Neuer und Jonas Hector. Aber das DFB-Team macht es spannend wie nie. Gleich drei Schützen scheitern: Thomas Müller, Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger. Aber auch die Italiener haben Nervenflattern. Simone Zaza und Graziano Pelle verfehlen das Tor, dann hält Neuer gegen Leonardo Bonucci und Matteo Darmian. Der Kölner Hector macht als 18. Schütze alles klar.
Der vorerst letzte Schuss ins deutsche Elfmeterglück – Jonas Hector gegen Italien: