Die Kämpfe in Libyen haben in den vergangenen Monaten eine Massenflucht ausgelöst. Die Eskalation des bewaffneten Konflikts in Libyen hat mehr als eine halbe Million Menschen aus ihren Häusern vertrieben.
Das geht aus einem Bericht der Hilfsorganisation Roter Halbmond hervor, der am Donnerstag in Tripolis vorgestellt wurde. Er bezieht sich auf die Zeit vom 14. Mai 2014 bis Anfang April 2015. Die meisten Menschen, nämlich 126’000, seien in die Hauptstadt Tripolis geflohen. Libyens zweitgrösste Stadt Bengasi habe in dem Zeitraum 110’000 Flüchtlinge aufgenommen.
Bei den Angaben wurden allerdings nicht diejenigen Flüchtlinge berücksichtigt, die bei Verwandten oder Freunden Aufnahme fanden, statt in einer Flüchtlingsunterkunft Zuflucht zu suchen. Mitgezählt wurden hingegen die Libyer, die ihr Land verliessen. Nach UNO-Angaben waren dies etwa 100’000 Menschen.
In Libyen herrschen seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos und Gewalt. Im vergangenen Sommer eroberten islamistische Milizen die Hauptstadt Tripolis und bildeten dort eine eigene Regierung. Die international anerkannte Regierung und das Parlament flohen nach Tobruk im Osten des Landes. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nutzt das Machtvakuum, um sich in Libyen auszubreiten.
Libyen steht derzeit auch als wichtiges Transitland für Flüchtlinge aus anderen Ländern im Blickpunkt. Viele Menschen aus Afrika oder Konfliktregionen im Nahen Osten treten von Libyen die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa an.