In Davos sind Polizei und Armee bereit für den Sicherheitsdienst am World Economic Forum (WEF). Als neue Bedrohung gelten Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln.
Die Sicherheitsorgane gehen von einer erhöhten Bedrohung aus für die 46. WEF-Jahrestagung, wie Walter Schlegel, Kommandant der Bündner Kantonspolizei und Gesamtverantwortlicher für die Sicherheit am WEF, am Montag vor den Medien in Davos sagte. Konkrete Anzeichen für Anschlagspläne lägen indessen nicht vor. Das viertägige WEF beginnt am Mittwoch. Die Lage sei ruhig.
Selbstmordattentäter würden seit den Anschlägen im November in Paris als mögliche Gefahr gesehen, sagte Schlegel. Die Sicherheitskräfte haben darauf mit verschiedenen Massnahmen reagiert. Die nachrichtendienstliche Aufklärung wurde schon im Vorfeld des WEF stark intensiviert, in Davos wurden die Polizeipräsenz erhöht und die Kontrollen ausgeweitet.
Alle involvierten Polizeikorps absolvierten Spezialausbildungen in Terrorbekämpfung. Die Bündner Kantonspolizei wird unterstützt von Polizeikräften aus der ganzen Schweiz. Deren Anzahl wird nicht bekanntgegeben.
Schweizer lassen sich nicht dreinreden
In den Grundzügen ist das Sicherheitsdispositiv laut Schlegel gleich wie in den Vorjahren. Auf Terrorismus ist es ist seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA ausgerichtet.
Involviert sind laut dem Polizeichef sämtliche nachrichtendienstliche Stellen der Schweiz, ebenso wie die Nachrichtendienste der Nachbarländer sowie die wichtigsten Nachrichtendienste der Welt. Die ausländischen Dienste liefern Informationen. Direkt beeinflussen können sie die Arbeit der Schweizer Sicherheitskräfte aber nicht.
«Unser Einsatz folgt den Standards für internationale Kongresse», erklärte Schlegel. Zwar würden einzelne Staaten versuchen, Auflagen zu machen, die Schweizer würden sich aber keinem Einfluss unterwerfen. Der Lead sei immer bei der Kantonspolizei Graubünden. «Wir definieren, wo sich ausländische Personenschützer aufhalten dürfen und welche Kompetenzen sie haben», sagte der Sicherheitschef.
VIP-Schutz ist grösste Herausforderung
Als grösste Herausforderung bezeichnete Schlegel die besonders hohe Anzahl von VIPs, bei denen völkerrechtliche Schutzverpflichtungen bestünden. Rund 100 der 2500 Teilnehmer, etwa Staats- und Regierungschefs und Angehörige von Königshäusern, würden in besonderem Umfang geschützt. Eine Erleichterung für den Sicherheitseinsatz ist hingegen, dass keine Demonstrationen angesagt sind – zum zweiten Mal seit Jahren.
Wie jedes Jahr gleicht Davos einer Festung. Die zwei Zufahrtswege durch das Prättigau und das Landwassertal werden kontrolliert, vier Sicherheitszonen im Ort können nur mit Bewilligung betreten werden, und auch Hotels sind gesichert.
4500 Soldaten im Einsatz
Unterstützt wird die Polizei von der Armee. Insgesamt sind 4500 Armeeangehörige im Einsatz, zu 95 Prozent Milizsoldaten, wie Divisionär Jean-Marc Halter, Kommandant des Armeeeinsatzes am WEF, sagte.
Hauptaufgabe der Armee ist die Wahrung der Lufthoheit und der Luftpolizeidienst. Der Luftraum ist 46 Kilometer rund um Davos eingeschränkt.
Zu den Aufgaben des Luftverbandes gehört der Transport der völkerrechtlich geschützten Teilnehmer. Viele landen mit ihren Privatjets auf dem Flugplatz in Kloten ZH und werden von der Armee weiter nach Davos geflogen. Am WEF betreibt die Luftwaffe einen temporären Flugplatz, einen weiteren das Bundesamt für Zivilluftfahrt.
Weitere Aufgaben der Armee sind der Objekt- und Personenschutz, die Abwehr biologischer und chemischer Waffen und die Logistik. Eingesetzt werden 400 Lastwagen und 780 Personenwagen und Kleinbusse. Die Armee half erneut bei den Aufbauarbeiten. Unter anderem wurden 46 Kilometer Absperrgitter aufgestellt, zehn Prozent mehr als im Vorjahr.