Nächster Regierungschef Berlins soll nach dem Willen der SPD-Basis der bisherige Stadtentwicklungssenator Michael Müller werden. Im Mitgliedervotum für die Nachfolge des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit erzielte der 49-Jährige bereits im ersten Wahlgang mit 59,1 Prozent überraschend die absolute Mehrheit.
«Dass es so einen grossen Vertrauensbeweis gibt, freut mich wahnsinnig. Ich hoffe, dass wir gemeinsam als Berliner SPD dieses Votum der Mitglieder auch nutzen und die führende Kraft bleiben», sagte Müller nach der Auszählung.
Sein Konkurrent, SPD-Chef Jan Stöss, kam auf 20,8 Prozent der Stimmen. SPD-Fraktionschef Raed Saleh als dritter Bewerber für das Amt erhielt 18,6 Prozent, wie die Leiterin der Zählkommission, Barbara Loth, sagte.
Wowereit erfreut
Regierungschef Wowereit äusserte sich erfreut, dass mit Müller die Arbeit des rot-schwarzen Senats in «politischer Kontinuität, aber auch mit neuen Akzenten» fortgesetzt werde.
Müller muss nun noch bei einem SPD-Parteitag am 8. November nominiert und dann im Dezember im Abgeordnetenhaus gewählt werden. Auch der Koalitionspartner CDU muss also zustimmen.
Insgesamt hatten sich 11’136 der rund 17’200 Mitglieder an der Befragung beteiligt, das entspricht 64,77 Prozent.
Wowereit will nach 13 Jahren im Amt zum 11. Dezember zurücktreten. Am selben Tag muss sein Nachfolger gewählt werden. Auch die Senatoren werden neu vereidigt. Mit Müller verbindet Wowereit eine lange politische Zusammenarbeit. Beide stehen sich auch menschlich nah. Dennoch hatte Wowereit keine offizielle Wahlempfehlung ausgesprochen.
Gratulation von Sigmar Gabriel
Müller ist seit drei Jahren Stadtentwicklungssenator in Berlin und hat damit das grösste Ressort im SPD/CDU-Senat inne. Zuvor war er zehn Jahre SPD-Fraktionschef und acht Jahre Parteivorsitzender gewesen.
Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel gratulierte ihm zu diesem «überzeugenden Ergebnis» und nannte ihn einen «hervorragenden Kandidaten» für das Amt.
«Michael Müller hat die Erfahrung, den Kompass und auch das Herz, unsere Hauptstadt gut zu regieren.» Zugleich rief Gabriel die Berliner SPD zu Geschlossenheit nach dem innerparteilichen Wettbewerb um die Wowereit-Nachfolge auf.