Seit zwei Jahren sammeln an zehn Zürcher Trams installierte Messstationen Daten zur Luftverschmutzung in Zürich. Diese haben Forscher der ETH Zürich ausgewertet. Sie stellen nun erstmals detaillierte Karten der Ozon- und Feinstaubbelastung in der Stadt vor.
Die neuen Karten sind auf 100 Meter genau, wie die ETH am Montag mitteilte. Damit können die Forschenden um Lothar Thiele vom Institut für Technische Informatik und Kommunikationsnetze Jahres-, Monats- und sogar Tageskarten erstellen.
Im Frühling etwa sei darauf die erhöhte Konzentration von Feinstaubpartikeln entlang der Hauptverkehrsachsen deutlich als gelbe Linie erkennbar. Im Winter könnten die Konzentrationen je nach Wetter so stark ansteigen, dass ganze Teile der Stadt gelb oder gar rot eingefärbt sind – das bedeutet eine sehr hohe Konzentration.
Insgesamt bezeichnen die Forschenden die Luftverschmutzung in Zürich aber als «relativ gering». Die Geräte von der Grösse einer Schuhschachtel messen etwa alle fünf Sekunden den Anteil von Ozon, Kohlenmonoxid und Feinstaub in der Luft. Fährt das Tram, wird ungefähr alle 50 Meter die Luftqualität gemessen.
30 Millionen Messungen seien im Projekt Opensense bereits zusammengekommen, erklärten die Forschenden in der Mitteilung. Diese wurden mit anderen frei zugänglichen Daten wie Verkehrsaufkommen und Häuserdichte kombiniert, um auch die Lücken zwischen den Tramlinien zu füllen. Die kleinen und mobilen Feinstaubsensoren hat die Fachhochschule Nordwestschweiz beigesteuert.
Routenplanung für Jogger und Velofahrer
Die Luftbelastung im Raum Zürich möglichst exakt zu bestimmen, liegt im Interesse der vielen Menschen, die bei zu hohen Ozon- oder Feinstaubkonzentrationen an Gesundheitsproblemen wie Asthma leiden. Aber auch Jogger oder Velofahrer können anhand den Daten ihre Routen so planen, dass sie möglichst wenigen Schadstoffen ausgesetzt sind.
Deshalb erwägen die Forschenden, die auf den Trams gesammelten Daten künftig auch per Smartphone abrufbar zu machen. Die Messsensoren auf den Trams sollen noch zwei weitere Jahre Daten sammeln.
Die Daten der ETH-Forscher ergänzen jene des Nationalen Beobachtungsnetzes für Luftfremdstoffe (NABEL) des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa, die in Zürich eine Messstation bei der Kaserne betreiben. Auch das Netz Ostluft, ein Verbund der Ostschweizer Kantone, misst regelmässig Schadstoffwerte an vier Standorten in der Stadt.
39’000
erkrankte Kinder
Ungefähr 39’000 Mal erkranken Kinder und 1000 Mal Erwachsene jedes Jahr wegen Luftschadstoffe an akuter Bronchitis, heisst es im Umweltbericht des Bundesamts für Umwelt (BAFU). Insgesamt führt schlechte Luft jährlich zu Gesundheitskosten von geschätzten 5,1 Milliarden Franken. Hauptverursacher seien Strassenverkehr, Industrie und Landwirtschaft.
Abgase an stark befahrenen Strassen verursachen auch chronisches Asthma bei Kindern. Wenn diese Schadstoffe reduziert würden, könnten bis zu 14 Prozent der chronischen Asthmafälle bei Kindern verhindert werden. Das ergab eine Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health Instituts in Basel vom letzten Jahr. Als stark befahren gelten Strassen, auf denen pro Tag mehr als 10’000 Fahrzeuge verkehren.