Zwei Wochen vor seiner möglichen Wiederwahl äussert sich FIFA-Chef Sepp Blatter in einer kleinen Journalisten-Runde in Zürich erstmals ausführlich zu verschiedenen Punkten seiner persönlichen Agenda.
In den letzten Tagen seiner vierten Amtszeit wird der mächtigste Fussball-Funktionär in einem seit Jahren schwelenden Konflikt als Vermittler auftreten. Seit Palästina damit drohte, vor dem nächsten Kongress einen Ausschluss von Israel zu beantragen, hat sich Blatter in die delikate Angelegenheit eingeschaltet. Der FIFA-Chef wird nächste Woche mit hochrangigen Vertretern der involvierten Parteien Gespräche führen und hofft auf einen baldigen Konsens.
«Das anhaltende Problem müssen wir lösen. Ich will verhindern, dass der Kongress darüber befinden muss.» Die FIFA will offensichtlich verhindern, dass weitere zerstrittene Verbände mit ähnlichen Forderungen auftreten. «Wir müssen unsere Mitglieder einen», platziert der Walliser eine Message.
Die politische Dimension der FIFA ist dem Präsidenten wichtig. «In der Lösung von Problemen, nicht im Erschaffen solcher.» Im Stil des Fussball-Spitzendiplomaten bemüht er auf dem schwierigen Terrain im Westjordanland das Bild des völkerverbindenden Sports: «Die FIFA kann nicht entscheiden, welches Land wem gehört. Aber sie kann Brücken schlagen und Menschen an einen Tisch bringen.»
Im Gegensatz zu den drei Präsidentschafts-Kandidaten Luis Figo, Michael van Praag und Prinz Ali Bin Al Hussein legte Blatter bisher keinen konkreten Plan für die nächsten vier Jahre vor: «Ich bin der Präsident, ich benötige kein zusätzliches Wahlprogramm.» Sein bisheriger Lebenslauf bei der FIFA genüge.
Beim Round-Table-Gespräch in einer Lounge im FIFA-Hauptsitz liess Blatter keine Zweifel offen, dass sich der global mächtigste Sportverband unter seiner bald 17-jährigen Regentschaft in die richtige Richtung entwickelt habe. Zu Beginn seiner Amtszeit seien die Zahlen tiefrot gewesen, wichtigen Partnern drohte die Insolvenz.
Die vor 40 Jahren eingeleitete «Mission» (Blatter) hätte eigentlich in diesem Sommer enden sollen. So zumindest hatte Blatter es selber 2011 beim UEFA-Kongress in Paris vor seiner letzten Wahl angekündigt. Nun ist er doch gewillt, seine Ära um weitere vier Jahre zu verlängern. Den persönlichen Sinneswandel hält Blatter für nichts Aussergewöhnliches. Er sei damals überzeugt gewesen, kein fünftes Mal anzutreten: «Dann änderten die Zeiten – und ich änderte meine Absicht. Ich bin fit genug.»
Weit oben auf seiner persönlichen Agenda steht auch die konsequente Haltung gegen Rassisten. Auf allen Kontinenten werden künftig Anti-Rassismus-Officers eingesetzt – zur Identifizierung von Tätern. Im Bereich der Diskriminierung ortet der FIFA-Chef die grösste Bedrohung für die Entwicklung des Fussballs. «Hier geht es um elementare Menschenrechte.» Der Fussball sei zu schützen.
Ein klares Statement gab Blatter auch im Zusammenhang mit der von einigen Gegenkandidaten erwogenen Aufstockung des WM-Feldes ab. Er habe auf keinen Fall vor, etwas an der bewährten Formel mit 32 Teams zu ändern.