Serben feiern Sarajevo-Attentäter Princip als Vorbild

Zum 100. Jahrestag der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo haben serbische Politiker, Medien und Künstler den Attentäter als Vorbild gefeiert. «Princips Schuss für Freiheit und Gerechtigkeit», titelte etwa die Belgrader Zeitung «Nase Novine» am Samstag.

Das Standbild Gavrilo Princips wird in Sarajevo enthüllt (Bild: sda)

Zum 100. Jahrestag der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo haben serbische Politiker, Medien und Künstler den Attentäter als Vorbild gefeiert. «Princips Schuss für Freiheit und Gerechtigkeit», titelte etwa die Belgrader Zeitung «Nase Novine» am Samstag.

Der damals 19-Jährige sei ein «Herold der Freiheit» gewesen, sagte der bosnisch-serbische Regisseur Emir Kusturica der Zeitung «Politika» in Belgrad. «Er war der Mensch, der den Sklaven die Freiheit brachte», meinte Kusturica.

Österreich-Ungarn hatte das damalige Bosnien-Herzegowina seit 1878 annektiert. «Princip tötete den Versklaver und Okkupator», rechtfertigte Kusturica die Tat von Gavrilo Princip, die als Auslöser des Ersten Weltkriegs gilt.

Die serbischen Bosnier, die rund ein Drittel der Bevölkerung Bosnien-Herzegowinas stellen, wollen die Gedankenwelt von Princip nutzen, um sich abzuspalten. «Mit den Ideen von Princip bis zur Unabhängigkeit der Serbenrepublik!», titelte die grösste serbische Zeitung «Novosti» am Samstag.

«Auf der Basis der Freiheitsideen Gavrilo Princips wird unsere Autonomie gestärkt bis zur Unabhängigkeit» der serbischen Landeshälfte, zitierten die Medien den Präsidenten der Republika Srpska, Milorad Dodik.

Standbild enthüllt

Einen Tag vor dem 100. Jahrestag der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo hatten die Serben ein Denkmal des Attentäters enthüllt. Mehr als 1000 Menschen bejubelten das Standbild, das im serbisch kontrollierten Ost-Sarajevo steht. Die muslimische Mehrheit Sarajevos sieht in Princip dagegen einen Terroristen.

Das serbische Mitglied im dreiköpfigen bosnischen Staatspräsidium, Nebojsa Radmanovic, beschrieb den damals 19-jährigen Princip als Volkshelden und Patrioten. Er sei das Sinnbild für den serbischen Wunsch nach einem gemeinsamen Staat, den man noch nicht habe bilden können.

Die neue Princip-Statue sei ein Ersatz für die Erinnerungstafel aus Marmor, die deutsche Truppen 1941 in Sarajevo abmontiert hatten, sagte Radmanovic. Für Samstag war in Sarajevo eine Gedenkfeier angesetzt mit einem Konzert der Wiener Philharmoniker im wiederaufgebauten historischen Rathaus.

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