Was ist das bloss für ein Leben als Schaf? Jeden Tag frisst man dasselbe, und das gleich zweimal. Die Wiederkäuer um «Shaun das Schaf» brauchen dringend Abwechslung – und kriegen sie.
In Richard Starzaks und Mark Burtons «Shaun das Schaf» ist erst einmal alles friedlich, pünktlich und – langweilig. Shauns Leben auf dem Bauernhof ist eintönig. Alle Tage sind gleich. Selbst gefressen wird immer dasselbe, gleich zweimal. Erst einmal gekaut. Dann wiedergekaut.
Nicht einmal in die Wolle kann man sich kriegen. Man wird pünktlich geschert. Das ist der Sinn eines Wollschaflebens. Aber nicht für «Shaun das Schaf». Shaun schert sich nicht um ein betuliches Leben. Er will Abwechslung. Deshalb schläfert er den Bauern ein. Mit einer bestechenden Methode: Es lässt ihn Schäfchen zählen. Doch dann schläft der Bauer viel zu fest und erwacht – in der Stadt!
Shauns Plan geht schief. Aber sein Ziel erreicht er dennoch: Abwechslung. Denn jetzt müssen alle in die Stadt und den Bauern retten. Dort droht aber nicht nur dem Bauern Gefahr. Ob es der Schafsbande gelingt, ungeschoren davonzukommen?
Eine alte Techik in britischer Höchstform
Richard Starzak und Mark Burton haben mit der TV-Serie über das verspielte Schaf längst Kultstatus bei den Kindern (und deren Eltern).
Shaun, der einst nur in einer kleinen Nebenrolle bei «Wallace & Gromit» auftauchte, sprang dort als geschorenes Schaf von der Schippe. Seitdem ist er in unzähligen TV-Szenen zu sehen. Mit hinreissend witzigen Zitaten aus der Filmgeschichte angereichert wird ein einfallsreiches Bandenleben von Schafsköpfen geschildert, die einfach geschaffen sind, die Welt vor Filmen zu retten, in der die Welt gerettet werden muss oder wenigstens das Leben einer Schafsherde.
Richard Starzak und Mark Burton knuddeln die Knet-Schafe für ihren Film immer noch von Hand und bringen sie Bild um Bild in Bewegung. Diese Stop-Motion-Technik – meint man – sei eigentlich in die Jahre gekommen. Und sie ist in der Tat eigentlich auch viel zu aufwendig. Aber eben gerade die skurrile Einfachheit der Knetschafsköpfe macht den Humor erst zum Schreien – besser: Blöken komisch.
Für Eltern ab sechs
Kinder tun klug daran, ihre Eltern ins Kino mitzunehmen. Ich will jetzt schon meinen irischen Schafswollpulli gegen einen isländischen Schafswollmantel verwetten, dass jedes Kind ab sechs, das diesen Film sehen will, locker mindestens eine Tante, einen Nachbarn, einen Götti oder zwei befreundete Elternpaare davon überzeugen kann, es begleiten und beschützen zu wollen, damit es nicht ganz allein in die grosse Stadt ins Kino gehen muss.
Ich würde sogar behaupten, dass Eltern, die noch gar keine Kinder haben, sich auch gegenseitig gerne ins Kino begleiten werden, um sich danach besser erinnern zu können. Ans Schäfchenzählen. An den bösen Blick vom Killerhund. An die Operation. An das aufgemalte Fluchtfenster. An den Besenschnurrbart.
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Der Film läuft in den Kult- und den Pathé-Kinos