Sie hassen nichts so sehr wie Weihnachten und wünschen sich, es wäre endlich vorbei? Dagegen hilft nur eins: verdrängen, verdrängen, verdrängen. Diese Perlen der Popkultur helfen Ihnen dabei.
Sie hassen nichts so sehr wie Weihnachten und wünschen sich, es wäre endlich vorbei? Dagegen hilft nur eins: verdrängen, verdrängen, verdrängen. Diese Perlen der Popkultur helfen Ihnen dabei.
1. O Heiland, spuck das Übel raus: «Stranger Things», 1. Staffel, 8. Folge
Womöglich ist die Serie «Stranger Things» nicht viel gruseliger, als Sie sich ein Weihnachtsfest unter Verwandten vorzustellen. Seltsamerweise macht diese Art von Horror aber Spass. Und das, obwohl die Geschichte die schrecklichen Achtzigerjahre wiederauferstehen lässt. Zwischenzeitlich von einem Monster aus einer anderen Dimension entführt, steht der (Achtung Spoiler!) gerettete Junge am Ende der ersten Staffel vom weihnachtlich gedeckten Tisch seiner Mutter auf und verschwindet aufs Klo. Dort macht er das, was auch Sie nach so einem Fest tun könnten: Er spuckt das letzte Übel ins Lavabo und lässt uns somit alle mit der Gewissheit zurück: Da kommt noch mehr auf uns zu. (tin)
2. Fürchtet euch, wir verkünden euch grosses Gruseln: «Black Mirror: White Christmas»
Dass «Black Mirror» etwas vom Besten ist, was momentan über die Bildschirme flackert, braucht man ja hoffentlich niemandem mehr zu sagen. Seit Kurzem läuft die dritte Staffel der britischen Serie über Freud und Leid im digitalen Zeitalter auch auf Netflix – was aber wenige wissen: Nach den ersten beiden Staffeln gab es 2015 ein Weihnachts-Special. «White Christmas» stellte alle vorherigen Folgen in den Schatten. Eine verrückte, angsteinflössende Story über eine erweiterte Internet-Realität, wo man Menschen blockieren kann. Einfach so, wie auf dem Handy. Wie immer bei «Black Mirror» geht es aber nicht nur um irre neue Technologien, sondern in erster Linie um deren Einfluss auf die Gesellschaft. Und letztlich um den Menschen selbst, der sich immer ausgefallenere Tools sucht, seiner unausweichlichen Einsamkeit zu entfliehen. Der Nachgeschmack, den diese traurige Folge hinterlässt, haftet lange und unbequem nach, mindestens so lange wie die Feiertage. (nao)
3. Hört der Atheisten helle Lieder: Greg Lake, «I Believe In Father Christmas»
Säkulare Weihnachtslieder? Gibt es tausendfach. Eines für Atheisten gar? Könnte bei diesem hier zutreffen. Remy Sträuli hat uns verdankenswerterweise darauf aufmerksam gemacht: Greg Lake, bekannt von King Crimson und Emerson, Lake & Palmer, veröffentlichte 1975 die Single «I Believe In Father Christmas». Obacht, die Leichtigkeit des Stücks und die prokofiewsche Sinfonik täuschen: Da prangert einer die Vermarktung des christlichen Fests an, mit bissigen Worten: «They sold me a dream of Christmas/ They sold me a silent night/ And they told me a fairy story/ Till I believed in the Israelite …» Ganz schön bissig. Was den Briten gefiel – einzig «Bohemian Rhapsody» von Queen verwehrte diesem Lied damals den Spitzenplatz in den Weihnachts-Charts. (mac)
4. O Heiland, spuck noch mehr Übel raus: «10 Best Songs To Drunkenly Vomit To»
Ob Wham! oder Mariah Carey – Sie finden alles zum Kotzen? Dann sollten Sie sich für die Weihnachtszeit unbedingt ein paar Flaschen Hochprozentigen besorgen und sich dazu eine Playlist zulegen, auf die Sie dann zurückgreifen können, wenn es so weit ist. «10 Best Songs To Drunkenly Vomit To» auf thewildhoneypie.com ist ein guter Anfang. Finden Sie Trost bei King Khan, der Sie ins «Land of the Freak» singt, als hätte James Brown ein Fass Tequila intus. Finden Sie einen treuen Freund in Ty Segall, der gerade dann zu Ihnen hält, wenn Sie über der Schüssel hängen, während Ihre Partnerin Sie vor der Türe verflucht. Oder, falls Sie es für angebrachter halten, in solchen Momenten in Selbstmitleid zu versinken: Hören Sie «Swimming Pools» von Kendrick Lamar. Was auch immer Sie brauchen, mit solchen Songs kann Sie der Suff unmöglich auf dem falschen Fuss erwischen. (tin)
5. Santiglaus, du neurotische Maa: Ralph Ruthes Weihnachtscomics
Balsam für die geplagte Weihnachtshasserseele. Ralph Ruthes neuster Weihnachtscomic heisst «Frohes Fest» und ist im Carlsen Verlag erschienen. (Bild: Ralph Ruthe) (Bild: Ralph Ruthe)
Sie haben genug von weihnachtlichem Friede-Freude-Lebkuchen-Gedudel, das so gar nicht zu Ihrer unfeierlichen Miesepeterstimmung passt? Bei Ruthe finden Sie Leidensgenossen, da kriegt sogar der Santiglaus die Krise. In rot-weisser Vollmontur liegt er auf der Psychiater-Couch und klagt: «Ich gebe so viel und es kommt nichts zurück.» Irgendwann gibt er nur noch den Löffel, und zwar ab, sein bemützter Kopf hängt ausgestopft über dem prasselnden Kamin von Rentier Rudolf. Das liegt gemütlich mit seinen Kindern im Bett und erzählt stolz, wie es Weihnachten abgeschafft hat. Schön wärs. (afo)
6. Jesus ist nicht der Einzige, der aufzuerstehen weiss: «Dead Rising 4»
Spätestens seit dem Erfolg der Serie «The Walking Dead» sind Zombies in aller Munde. In den Kult-Videospielen «Dead Rising» treiben die Untoten schon lange ihr Unwesen. Im vierten Teil kehrt der Protagonist Frank West während der Weihnachtszeit zurück in das von Zombies überrannte Dörfchen Willamette. Das Resultat ist ein wahnwitziges und total abgedrehtes Action-Schlachtfest inmitten bunter Weihnachtsdekorationen und nervig-kitschiger Weihnachtssongs. Das perfekte Anti-Weihnachtsgeschenk (XBOX ONE, ab 18 Jahren). (sh)
7. Wir wollen rechnen: «Weihnachten» von Robert Gernhardt
Und wiedermal bekommt man von der Urgrosstante zu Weihnachten ein schreckliches Armband mit Glitzerherzchen geschenkt. «Echtes Silber. Und die Herzchen sind handbeklebt», fügt sie an und will damit sagen: «War imfall teuer, gäll!» Super, dann hat man also Gewinn gemacht mit der eigenen spartanischen Geschenkepolitik. Die Grosstante ihrerseits kriegt nämlich nur eine Migros-Budget-Praliné-Schachtel. Ja, Heiligabend ist die saisonale Hoch-Zeit des Kapitalismus. Ja, da muss man an die eigenen Finanzen denken. Wer das seinen Verwandten klar machen und nebenbei richtig miese Stimmung verbreiten will, der sollte einfach dieses zynische Gedicht von Robert Gernhardt rezitieren (und ersetze die Deutsche Mark durch Euro). (elf)
Weihnachten (von Robert Gernhardt)
Ich bin Erika.
Jetzt kommt Weihnachten.
Ich schenke Vati ein Tischfeuerzeug zu 22.50 DM.
Vati schenkt Michael Tennisschläger zu 22 DM.
Michael schenkt Mutti eine Schälmaschine zu 19.70 DM.
Mutti schenkt mir Schallplatten im Wert von 18 DM.
4.50 DM muss ich noch bekommen,
Von wem?
Ich bin so gespannt auf Weihnachten.