Kurz vor der FIFA-Präsidentschaftswahl werden in Zürich sieben zum Teil hochrangige Fussball-Funktionäre festgenommen. Sie stehen im Verdacht, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.
Wie das Bundesamt für Justiz bestätigte, wurden die Verdächtigten in Auslieferungshaft genommen. Ihnen wird von amerikanischen Ermittlern Betrug, Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen. Die Polizeiaktion wurde am frühen Mittwochmorgen im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac vorgenommen. Offenbar widersetzten sich sechs der sieben Funktionäre einer sofortigen Auslieferung an die USA. Dort drohen ihnen 20 Jahre Gefängnis – die Höchststrafe für organisierte Kriminalität.
Mit Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo (Uruguay) gehören zwei FIFA-Vizepräsidenten zu den Verhafteten. Der von den Cayman Islands stammende Webb führt auch den CONCACAF-Verband. Auch der brasilianische Verbandschef José Maria Marin, Julio Rocha (Nicaragua), Costas Takkas (Grossbritannien), Rafael Esquivel (Venezuela) und Eduardo Li (Costa Rica) sind in Zürich festgesetzt worden. Li sollte beim FIFA-Kongress in dieser Woche in die FIFA-Exekutive gewählt werden.
Laut Behörden geht es um Bestechungszahlungen von über 150 Millionen Dollar seit den Neunzigerjahren. Gemäss Bundesamt für Justiz soll das Geld von Sportmedien- und Sportvermarktungsunternehmen gekommen sein. Als Gegenleistung sollen sie Medien-, Sponsoring- und Vermarktungsrechte an Fussball-Turnieren in den USA und Lateinamerika erhalten haben.
Die Wahl zum FIFA-Präsidenten soll ungeachtet der Polizeimassnahmen in Zürich wie geplant am Freitag stattfinden. Das teilte die FIFA am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit. Auch der Kongress werde wie vorgesehen an diesem Donnerstag und Freitag abgehalten, sagte Kommunikationschef Walter de Gregorio.
FIFA-Präsident Joseph Blatter gehört gemäss FIFA-Kommunikationsdirektor Walter de Gregorio nicht zu den Beschuldigten. «Er ist überhaupt nicht beteiligt», so De Gregorio. Der 79-Jährige Blatter dürfte beim FIFA-Kongress am Freitag für eine fünfte Amtszeit wiedergewählt werden. Einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, dem praktisch keine Chancen eingeräumt werden.
In den USA laufen seit Längerem Untersuchungen des FBI gegen frühere FIFA-Funktionäre. Der ehemalige US-Verbandschef Chuck Blazer und der frühere FIFA-Vizepräsident Jack Warner aus Trinidad und Tobago gehören in diversen Korruptionsverdachtsfällen zu den Beschuldigten. Blazer soll zuletzt mit den US-Behörden kooperiert und unter anderem bei den Olympischen Spielen 2012 in London per verstecktem Mikrofon Aufzeichnungen von Funktionärsgesprächen gemacht haben.
Zudem hat die Bundesanwaltschaft rund um die Vergaben der Fussball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 ein Strafverfahren wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie des Verdachts der Geldwäscherei gegen unbekannt eröffnet, wie sie am Mittwoch mitteilte. Am Hauptsitz der FIFA in Zürich wurden elektronische Daten und Dokumente sichergestellt.