Der KSC ist wieder wer und klopft an die Tür zur 1. Bundesliga

Auf der einen Seite «steht eine wirkliche Mannschaft», auf der anderen Seite der Hamburger SV: Heute Abend spielt der Karlsruher SC um den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Er hat nur eine kleine Chance – und die will er nutzen.

20.07.2014, xfux, Fussball 2.Bundesliga, Karlsruher SC Saisoner�ffnungsfeier, v.l. Trainer Markus Kauczinski (Karlsruher SC KSC), Jens Todt (Sportlicher Leiter Manager Karlsruher SC KSC), Pr�sident Ingo Wellenreuther (Karlsruher SC KSC) 20 07 2014 Football 2 Bundesliga Karlsruhe SC Season Opening Ceremony v l team manager Markus Kauczinski Karlsruhe SC KSC Jens Todt Sporty Leader Manager Karlsruhe SC KSC President Ingo Wellenreuther Karlsruhe SC KSC (Bild: Imago)

Auf der einen Seite «steht eine wirkliche Mannschaft», auf der anderen Seite der Hamburger SV: Der Karlsruher SC spielt um den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Der KSC hat nur ein kleine Chance – und die will er nutzen.

Jens Todt macht sich vor den Relegations-Duellen gegen den Hamburger SV – das erste steigt an diesem Donnerstag (20.30 Uhr, ARD überträgt live) in der hanseatischen Arena – nichts vor. «Die Kulisse von 57’000 Zuschauern wird Eindruck hinterlassen», sagt der Manager des Herausforderers Karlsruher SC, der sich am letzten Spieltag der Zweiten Liga «die riesige Chance» erspielte, gegen die Hanseaten um den letzten Platz in der Bundesliga zu spielen. Das Rückspiel findet am kommenden Montag statt.

Wirklich Sorgen macht sich Todt nicht, die hitzige Endspiel-Stimmung könnte die junge Karlsruher Mannschaft hemmen. Hinter den meisten im Team von Trainer Markus Kauczinski liegt eine bewegte Vergangenheit als Fussballprofi. «Da ist eine Mannschaft mit jungen Spielern, vielen, die in der Dritten Liga gespielt haben, und einigen, die bei früheren Klubs in der zweiten Mannschaft spielten», berichtet Todt. Entschlossenheit und Teamgeist, so glaubt Todt, ist der Vorteil des «Aussenseiters» gegen den «eindeutigen Favoriten».

 Der KSC war «klinisch tot»

«Hier steht eine wirkliche Mannschaft auf dem Platz. Da ist sich keiner zu schade, für den anderen zu rackern und durchs Feuer zu gehen», meint der 45-Jährige. Was für die Mannschaft gilt, gilt ebenso für ihn und den gesamten KSC. Nach drei Jahren als Journalist ebnete ihm HSV-Manager Dietmar Beiersdorfer 2007 den Weg zurück «in den Profifussball». Seitdem nennt Todt Beiersdorfer «einen guten Freund».

Auch bei Karlsruhes Trainer Kauczinski dauerte es, bis er endgültig als Cheftrainer auf der Bank der Badener sass. Als der Klub «klinisch tot» (Klubpräsident Ingo Wellenreuther) war, sprich: als er nach dem Abstieg in die Dritte Liga in ernsten finanziellen Schwierigkeiten war, sprang der damalige Nachwuchs-Trainer mehrmals ein. Immer, wenn wieder einer der zahlreichen Cheftrainer gehen musste. Jetzt klopfen die einst Gescheiterten gemeinsam an die Tür zur Bundesliga.

Wellenreuther, Todt und Kauczinski schafften die Wende. Wenn es um den KSC geht, wird zwar immer noch gerne über die «Fahrstuhlmannschaft» gespottet, aber «der Verein ist um einiges stabiler geworden», sagt Todt und lässt keinen Zweifel daran: «Der Aufstieg würde sehr helfen, den KSC weiter zu entschulden und wirtschaftlich stabiler zu machen.»



Jubel - Philipp Max (Karlsruher SC) - 2. Fussball Bundesliga Punktspiel Saison 2014-2015 Eintracht Braunschweig vs. Karlsruher SC im Eintracht Stadion in Braunschweig - Einzelbild,Aktion,Deutschland, Fussball, Mann, M�nner,17.05.2015 cheering Philipp Max Karlsruhe SC 2 Football Bundesliga Point game Season 2014 2015 Eintracht Brunswick vs Karlsruhe SC in Eintracht Stadium in Brunswick Single Action shot Germany Football Man Men 17 05 2015

«Ich finde, es ist Zeit, dass wir die Bundesliga-Uhr des HSV abstellen»: Kaum einer schaffte es öfter in die Schlagzeilen mit einem Spruch als Philipp Max. (Bild: imago sportfotodienst)

Nach einigem Gezänk mit der Stadt Karlsruhe sind die Pläne für die umfangreiche Modernisierung des maroden Wildparkstadions auf dem Weg. 2019 ist dabei ein Ziel. Der Klub favorisierte zwar einen Neubau an der Autobahn, am Ende setzten sich die Befürworter des alten Standorts «im Wildpark», in einem Waldgebiet am Rande der Innenstadt, durch.

Nachdem der KSC in der abgelaufenen Zweitliga-Saison schon aus dem Aufstiegsrennen ausgeschieden schien, kämpfte sich Kauczinskis Team zurück auf Platz drei. Das löste eine wahre Euphorie-Welle in Baden aus. Im Jahr des 300. Stadt-Geburtstages – die Feiern finden diesen Sommer statt – ist der KSC wieder wer. Die Zeiten sind vergessen, als nur einige Tausend Zuschauer die KSC-Spiele im zugigen Stadion sehen wollten – und keiner wirklich wusste, wie und ob es für der Verein überhaupt weitergeht, der es 1998 bis ins Halbfinale des Uefa-Cups schaffte – bevor der Niedergang begann.

«Jetzt schau ich aus dem Fenster und sehe eine 500 Meter lange Schlange von Menschen, die eine Karte wollen für das Rückspiel», sagt Todt und lacht. «Wir sind entspannt, ja wir freuen uns auf den HSV.» Zu den Hanseaten gibt es einige Verbindungen aus der Vergangenheit, nicht nur beim ehemaligen HSV-Nachwuchs-Koordinator Todt. KSC-Ex-Profi Oliver Kreuzer war Manager bei beiden Klubs, und Karlsruhes Torjäger Rouwen Hennings (17 Saison-Tore) spielte als Jugendlicher einige Jahre in Hamburg, schaffte aber nie den Sprung nach ganz oben.

Die Statistik spricht gegen den KSC

Jetzt ist Hennings – der sich noch mit einer Sprunggelenks-Verletzung herumplagt – mindestens so ehrgeizig wie alle anderen Karlsruher. «Wir kennen die Statistik der Relegation. Meistens setzte sich der Bundesliga-Klub durch. Aber wir wissen auch, Relegation ist wie Pokal, der Kleine hat immer eine Chance», sagt Todt. In den bisherigen 16 Relegationsduellen setzte sich 11 Mal der Bundesligist durch.



Karlsruhe SC's coach Markus Kauczinski gestures during their German second division Bundesliga soccer match against TSV 1860 Munich in Karlsruhe, Germany, May 24, 2015. ONLINE USAGE DURING MATCH TIME TO 15 PICTURES PER GAME. IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO IS NOT ALLOWED AT ANY TIME. FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050. DFL RULES TO LIMIT THE ONLINE USAGE DURING MATCH TIME TO 15 PICTURES PER GAME. IMAGE SEQUENCES TO SIMULATE VIDEO IS NOT ALLOWED AT ANY TIME. FOR FURTHER QUERIES PLEASE CONTACT DFL DIRECTLY AT + 49 69 650050

«Wir hauen alles rein»: Trainer Markus Kauczinski ist optimistisch. (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Dass es dieses Mal anders wird, darauf hoffen sie nun in Karlsruhe. «Wir hauen alles rein», sagt KSC-Coach Kauczinski und lächelt angesichts der kessen Sprüche, die einige seiner Spieler von sich gaben. Man fahre nicht «zum Sightseeing» nach Hamburg, meinte Stürmer Hennings. In die Top-Schlagzeilen aber schaffte es Verteidiger Philip Max, der Scherze über die Bundesliga-Uhr des Liga-Gründungs-Mitgliedes HSV machte und sagte: «Ich finde, es ist Zeit, dass wir die Bundesliga-Uhr des HSV abstellen.»

Nächster Artikel