Sieben magische Bowie-Momente

David Bowie war ein dermassen überragender Künstler, dass jeder und jede von uns einen eigenen Zugang zu ihm hat. Hier sieben persönlich gefärbte Erinnerungen an Bowie. Und was ist eure? Er war ein dermassen überragender Künstler, dass jeder und jede von uns einen eigenen Zugang zu Bowie hat. Hier daher, persönlich gefärbt, sieben Anekdoten rund […]

David Bowie war ein dermassen überragender Künstler, dass jeder und jede von uns einen eigenen Zugang zu ihm hat. Hier sieben persönlich gefärbte Erinnerungen an Bowie. Und was ist eure?

Er war ein dermassen überragender Künstler, dass jeder und jede von uns einen eigenen Zugang zu Bowie hat. Hier daher, persönlich gefärbt, sieben Anekdoten rund um Bowie. Bitte lasst hören: Wie bleibt er euch in Erinnerung? Mit welchen Songs, welchen Zeilen, welchen Looks?  

1. Under Pressure, 1981

Bowie war schon immer da. Auf jeden Fall schon, als ich zur Welt kam. So mag es Ihnen auch ergehen. In meinem Fall erinnere ich mich an zwei Lieder, die ich später meiner musikalischen Bowiesation zuführte: «Ashes to Ashes». Und «Under Pressure». Letzteres: Das Aufeinandertreffen zweier persönlicher Helden. Freddie Mercury und David Bowie. Beiden gemein war, dass sie viel Zeit am Genfersee verbrachten. Bowie lebte 20 Jahre am Lac Léman. Und Queen gehörten die Mountain Studios im Casino von Montreux, wo sich Mercury selber in den 80ern niederliess. Diese geografische Nähe führte zu einer Jamsession, bei der am Ende einer rauschhaften Nacht ein Song feststand, der um die Welt ging: «Under Pressure». Weil wir ihn auswendig kennen, hier für einmal eine Version, bei der die beiden unverkennbaren Stimmen von Bowie und Mercury herausgefiltert worden sind. Fantastisch!

2. Helden (1981)

Wer wie ich als Teenager von Christiane F.’s Geschichte «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» durchgeschüttelt wurde und später den Film sah, kriegt die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Und die Songs dazu erst recht nicht. Bowie, ein «Held» für verstossene und verlorene Seelen aller Art, liess sich nicht nur zu einem Cameo-Auftritt im Film hinreissen. Er lieh auch eigene Songs, die er in seiner zurecht gerühmten Berliner Phase geschrieben hatte. Allen voran «Heroes», jenen Klassiker, den er mit Blick auf die Berliner Mauer schuf. Als ich nach dem Mauerfall erstmals Berlin besuchte, schien es mir in dieser von der Geschichte gezeichneten Stadt stets, dass Bowies Geist durch die Gassen schwebte. So kaputt die Welt auch sein kann: Wir sind Helden, für einen Tag.  

3. «All the Young Dudes» im Wembley, 1992

1992 fand im Londoner Wembley Stadion das Tribute-Konzert für Freddie Mercury statt. Ich war Teenager, ich war Fan, ich musste hin. Meine Mutter telefonierte nach England, um mir bei der Ticketsuche zu helfen: Wam, Bam, Thank you Mum! (Aber das ist eine andere Geschichte). Die grössten Rockstars dieser Zeit gaben sich an diesem Ostermontag im Wembley die Ehre – und ich mittendrin. Völlig euphorisch, wie Tausende andere Musikfans. Ein erhabenes Gefühl, hier die gesamte Rockgeschichte auf der Bühne zu erleben, von Robert Plant bis George Michael, von Guns N’Roses bis … nun ja, bis David Bowie und Mick Ronson und Ian Hunter. Sie spielten unter anderem «All The Young Dudes», eine Hymne, die Bowie 1972 für Mott the Hoople geschrieben hatte. Denn viel zu oft geht vergessen: Bowie hat sein Talent auch anderen zukommen lassen, zum Beispiel Lou Reeds Kultalbum «Transformer» produziert – und eben auch Mott The Hoople Schub verliehen. Diese britischen Kultmusiker mit ihm auf einer Bühne zu erleben: unvergesslich. 

Getoppt wurde dieses Live-Erlebnis durch weitere Bowie-Konzerte. Eines in London, 2003. Und eines in Montreux, 2002. Damals krönte er im überschaubaren Rahmen des Auditorium Stravinski ein fantastisches Set mit einer Zugabe, die aus einem kompletten Kultalbum bestand: seinem Ambient-Meisterwerk «Low». Wow!  

4. Velvet Goldmine (1998)

David Bowie schuf in den frühen 70er-Jahren Ziggy Stardust, eine Kunstfigur, die nicht von dieser Welt war. Damit prägte er die Glamrock-Phase entscheidend mit und wurde mit seinem bunten, schillernden Look zum Teenieidol. Bis es ihm selber zu viel wurde – und er Ziggy Stardust in die Wüste schickte. Am 3. Juli 1973 entliess er nicht nur überraschend seine gesamte Band, sondern erklärte auch das Ende seiner eigenen Karriere. Um später vom androgynen, outländischen Ziggy in neue Rollen zu schlüpfen und weiterzumachen. Todd Haynes hat auf diesem Faszinosum aufbauend in den 1990er-Jahren einen Film gedreht, zu dessen Premiere ich mir gar Plateauschuhe vom Camden Market anzog. Nun, dass diese in Kombination mit einem Fummelmantel gar mutig waren für einen Anlass im Zürcher Riffraff, fiel mir erst im Kinofoyer auf. Die Plateauschuhe habe ich heute noch. Und seit Jahren auch die DVD von «Velvet Goldmine». Der Film ist eine farbenprächtige Hommage an den Glamrock, die einem Zuspätgeborenen wie mir ein Gefühl für diese Ära gibt.

 

5. Apropos Plateauschuhe: 

Wie vielen Jungs hat Bowie den Mut gegeben, Frauenkleider zu tragen, sich das Haar bunt zu färben, Androgynität auszuleben? Ja, auch dafür danke ich ihm. Er hat Männer, Frauen, Transsexuelle gleichermassen inspiriert. Meine Bewunderung für seine Looks hat mich 2003 allerdings ein Vermögen gekostet. Damals war ich mit einem Freund in London, eingeladen zu einem ziemlich exklusiven Bowie-Konzert. Am Nachmittag flanierten wir durchs Soho und Covent Garden – und legten bei Ted Baker einen Stopp ein, was zu meinem teuersten Kleidungsstück ever führte: einem Bowiesken Mantel (böse Zungen nennen ihn Wandteppich). Ich trage ihn heute noch an besonderen Tagen. Wie sang doch Bowie, verheiratet mit dem Supermodel Iman, einst voller (ironischer) Dualität: «Ooooooh – Fashion!» 

Die Tausend Gesichter von David Bowie – und Reaktionen aus aller Welt – im #TAMorgen. http://www.tagesanzeiger.ch/14213467

Posted by Tages-Anzeiger on Monday, 11 January 2016

 

6. Life on Mars

Bowie war ein ausserirdisch guter Songwriter und Sänger. Als Beweisstück dient die schönste, dramatischste Pop-Ballade aller Zeiten. Und nein: Darüber lässt sich nicht streiten. Nicht an diesem todtraurigen Tag.

 

7. Wam, bam, thank you, Man!

Und dann sind da noch Songzeilen wie diese, die man einfach nicht aus dem Kopf kriegt. Pure Pop-Poesie. 

Time takes a cigarette
Puts it in your mouth
You pull on your finger
then another finger
then your cigarette.

(aus «Rock ’n‘ Roll Suicide», 1972) 

 

Und wie behalten Sie Bowie in Erinnerung? Ich freue mich über persönlichen Kommentare und Anekdoten!

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