Sieben Tote und 200 Verletzte bei Zugunglück nahe Philadelphia

Der in Philadelphia verunglückte Zug ist viel zu schnell gefahren. Nach vorläufigen Angaben der Transportsicherheitsbehörde NTSB vom Mittwoch war der Zug mit mehr als 160 Stundenkilometer unterwegs und laut US-Medien damit doppelt so schnell wie in der Kurve zulässig.

Der aus den Schienen gesprungene Zug bei Philadelphia (Bild: sda)

Der in Philadelphia verunglückte Zug ist viel zu schnell gefahren. Nach vorläufigen Angaben der Transportsicherheitsbehörde NTSB vom Mittwoch war der Zug mit mehr als 160 Stundenkilometer unterwegs und laut US-Medien damit doppelt so schnell wie in der Kurve zulässig.

Mindestens sieben Menschen kamen beim Unglück ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt. Der Zug war am Dienstagabend auf der Fahrt von Washington nach New York entgleist. Im Amtrak-Zug 188 befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks schätzungsweise 243 Menschen.

Philadelphias Bürgermeister Michael Nutter sprach von einer «katastrophalen» Lage am Unglücksort. Alle sieben Waggons des Amtrak-Zuges, auch das Triebfahrzeug, waren aus den Schienen gesprungen und teilweise umgestürzt. Ein Waggon war L-förmig verbogen.

Viele der Passagiere waren Menschen, die beruflich in Washington zu tun hatten, müde vor sich hindösten oder E-Mails auf ihren Handys checkten. Dann, als sich der Zug am nördlichen Rand von Philadelphia befand, habe es plötzlich einen Ruck gegeben, schilderte eine Reisende dem Sender CNN. «Dann war alles durcheinander.»

Gross Wucht

Die Wucht beim Entgleisen war gemäss Augenzeugenberichten so gross, dass Passagiere, Gepäck, Laptops und Handys durch die Luft wirbelten. «Da waren zwei Menschen in der Gepäckablage über unseren Köpfen», zitierte CNN Passagier David Wetrin. «Sie fragten, ob wir ihnen herunterhelfen könnten.»

Menschen krochen durch die Gänge, versuchten, durch Fenster und Türen ins Freie zu gelangen. Joan Elfman, eine Krankenpflegerin, schilderte, sie habe viele Passagiere mit Knochenbrüchen gesehen und versucht, Erste Hilfe zu leisten. «Es ist ein Alptraum», habe sie gedacht.

Am Mittwoch wurden die Rettungs- und Bergungsarbeiten mit schwerem Gerät fortgesetzt. Bürgermeister Nutter bestätigte bei einer Medienkonferenz am Nachmittag ein siebtes Todesopfer.

Die Leiterin des Katastrophenschutzes von Philadelphia, Samantha Phillips, sagte, über Nacht seien mehr als 200 Passagiere in Spitälern der Stadt behandelt worden. Acht Menschen erlitten lebensgefährliche Verletzungen.

Die Behörden bemühten sich, die Listen der Spitälern mit Vermisstenmeldungen abzugleichen. Mehr als 16 Stunden nach dem nächtlichen Unfall wurden noch mehrere Passagiere vermisst.

Black Box ausgewertet

Spezialisten werteten am Mittwoch den Datenschreiber des Zuges aus, auch der verletzte Lokomotivführer wurde befragt. Die NTSB schrieb auf dem Onlinedienst Twitter, der Zug sei laut dem vorläufigen Untersuchungsergebnis mit mehr als 160 Kilometern pro Stunde in die Kurve gefahren.

Medienberichten zufolge gilt an dieser Stelle eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Stundenkilometern. Weitere Einzelheiten wollte die Behörde in einer Medienkonferenz bekanntgeben.

US-Präsident Barack Obama erklärte, er und seine Frau Michelle seien «schockiert und zutiefst betrübt» über das Zugunglück. Viele Menschen im Nordosten der USA würden Amtrak zur Fortbewegung nutzen. «Das ist eine Tragödie, die uns alle berührt.»

Bahnverkehr vorerst eingestellt

Die Bahngesellschaft Amtrak teilte mit, dass der Bahnverkehr auf dem vielbefahrenen Streckenabschnitt zwischen Philadelphia und New York wegen des Unglücks vorerst eingestellt worden sei.

Der Ostküstenkorridor zwischen Washington und Boston mit den Stationen Philadelphia und New York ist die meistbefahrene Bahnstrecke Nordamerikas. Laut CNN werden auf diesem Schienenweg täglich mehr als dreimal so viele Passagiere befördert wie per Flugzeug.

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