Mit seinem Projekt „Es wird kalt in Europa“ hat Thomas Isler den 3. Dokfilm-Wettbewerb des Migros-Kulturprozents gewonnen. Der Basler Filmemacher will die „politschen Schummerecken des Rechtspopulismus'“ ausleuchten, wie er sagte.
Sein Film widmet sich dem Phänomen, dass sich Rechtspopulisten in ganz Europa vom politischen System der Schweiz inspirieren lassen. Da die Exponenten dieser Parteien aus der „Schummerecke“ raus wollten, sei es auch für ihn als kritischer Filmemacher nicht schwierig, an sie heranzukommen, erklärte Isler am Freitag.
Lediglich die österreichische FPÖ habe sich bisher einer Zusammenarbeit verweigert. Isler will auch SVP-Vertreter im Ausland begleiten und mit Menschenrechtsexperten sprechen. „Es lässt uns nicht kalt, dass es kälter geworden ist“, begründete Cinémathèque-Suisse-Präsident Marc Wehrlin den Juryentscheid.
Islers Siegerprojekt wird vom Migros-Kulturprozent finanziert. Auch die anderen Projekte im Rennen – „Pas à pas“ von Floriane Closuit und „Nicole heisst jetzt Aïcha“ von David Vogel – wurden im Wettbewerb bis zur Produktionsreife entwickelt. Die Liste der Nominierten war im Sommer in Locarno bekannt gegeben worden.
„Carte blanche“ für „Zeit des Umbruchs“
Der CH-Dokfilm-Wettbewerb 2012 lief unter dem Titel „Mut? Mut!“. Für 2013 verzichtet die Jury erstmals auf ein Motto und gewährt den Filmschaffenden eine „Carte blanche“.
„Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs“, erkärte Hedy Graber, die Leiterin der Direktion Kultur und Soziales beim Migros-Genossenschafts-Bund. Klimawandel, Energiewende, soziale Verwerfungen – es wimmle von Themen. „Wir lassen den Filmschaffenden die Qual der Wahl“, sagte Graber in Solothurn.