Der Verkauf des Bauchemie- und Klebstoffherstellers Sika an die französische Saint-Gobain hat vergangene Woche hohe Wellen geworfen. Saint-Gobain-Chef Pierre-André de Chalendar glättet nun die Wogen: Sika werde ein eigenständiges Unternehmen bleiben.
«Wir bauen auf die Stärke von Sika, auf ihre Produkte, ihre Technologien und vor allem auch auf die starke Marke», sagt Saint-Gobain-Chef Pierre-André de Chalendar im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Das sei die Art, wie Saint-Gobain derartige Beteiligungen führe. «Wir streben keine volle Integration an». Saint-Gobain sei ein dezentral geführtes Unternehmen, das Beteiligungen den nötigen Spielraum lasse.
Zu den Absichten hinter der Übernahme sagt er: «Sika ist ein sehr gutes Unternehmen und passt hervorragend zu Saint-Gobain.» De Chalendar verspricht sich vor allem beim Wachstum Synergien. Beide Unternehmen seien in vielen Ländern tätig. Es gebe allerdings wenig Überschneidungen: «Wir können so die Produkte von Sika in die Regionen von Saint-Gobain bringen und umgekehrt.»
Management weniger kritisch
Von diesen Synergien würden alle Aktionäre profitieren. Auf den Einwand, die Sika-Aktionäre seien derzeit aber alles andere als glücklich über die Situation, sagt de Chalendar: «Ja, das trifft zu. Aber das geht vor allem auf die Stellungnahme der unabhängigen Verwaltungsräte sowie des Managements zurück.»
Diese hatten damit gedroht, das Unternehmen zu verlassen. Mittlerweile sei das Sika-Management aber schon nicht mehr so kritisch wie zu Beginn, sagt de Chalendar.
Der Saint-Gobain-Chef erklärt auch, wie es zu dem Verkauf kam: «Sika war schon seit längerem eine Art Traum von uns», sagt er. «Wir versuchten schon früher Kontakt zu Sika aufzunehmen, aber die Familie Burkard wollte jeweils nichts von einem Verkauf wissen.»
Vor rund zwei Monaten sei er dann von der Familie gefragt worden, ob Saint-Gobain an einem Kauf interessiert wäre. «Offenbar erachtete die Familie Saint-Gobain als den idealen Partner für Sika», sagt de Chalendar.
Kontrolle reicht
Dass Saint-Gobain den übrigen Aktionären kein Kaufangebot gemacht hat, erklärt der Konzernchef damit, dass dies nicht nötig gewesen sei. «Für uns reicht die Übernahme der Kontrolle, so können wir die Synergien nutzen.» Er rechtfertigt ausserdem die hohe Prämie von knapp 80 Prozent: «Ja, es ist eine hohe Prämie, aber wir müssen für die Kontrolle etwas bezahlen.»
Das Sika-Management hatte am Mittwoch Lösungen gefordert, um den «signifikanten Wertverlust» den das Unternehmen erlitten habe, rückgängig zu machen. Als eine Option wurde genannt, das Mörtelgeschäft von Saint-Gobain in die Sika-Gruppe zu integrieren. «Nein, wir werden das nicht tun», sagt der Saint-Gobain-Chef nun. Das sei auch nicht nötig, um die Synergien zu nutzen.