In der Europa League ist Sion in der Gruppe B überraschend Leader. Die Walliser wollen heute Donnerstag beim Ligue-1-Klub Bordeaux ihre vorzügliche Position erfolgreich verteidigen.
Sion-Trainer Didier Tholot trifft in der Gironde auf den «Klub seines Herzens».
Es war Mitte der Neunzigerjahre, als Didier Tholot den Höhepunkt seiner Spielerkarriere erreicht hatte. Mit Bordeaux eroberte der Stürmer in der UEFA-Cup-Saison 1995/96 Europa. Die Mannschaft war damals auf kontinentaler Ebene kaum zu bremsen. In den Viertelfinals gelang ihr ein Coup. Nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel gegen die prominent besetzte AC Milan schaffte Bordeaux im Rückspiel eine spektakuläre Wende. Der Klub aus dem Südwesten Frankreichs deklassierte zuhause die «Rossoneri» mit 3:0.
Torschütze zum 1:0: Didier Tholot. Teamkollegen trugen Namen wie Zinédine Zidane, Bixente Lizarazu oder Christophe Dugarry. Bordeaux feierte danach mit dem Einzug in den Final den grössten internationalen Erfolg seiner Vereinsgeschichte. Erst da fand die Hausse ein Ende. Bayern München erwies sich als zu starker Gegner. Das Verdikt war mit dem Gesamtskore von 1:5 eindeutig.
Für Tholot ist das Duell mit Bordeaux unter diesen Vorzeichen etwas ganz Besonderes. Das hat er zuletzt bei jeder Gelegenheit betont. Immer wieder denkt er gerne an seine Zeit in der Gironde zurück. Noch heute unterhält er regelmässig Kontakt in jene Region, auch weil sich seine Kinder dort niedergelassen haben. Über die Resultate des Ligue-1-Klubs hat sich Tholot stets auf dem Laufenden gehalten.
Deshalb weiss Tholot auch, dass Bordeaux aktuell nicht seine beste Phase durchmacht. Seit 2009 und dem sechsten Meistertitel musste man froh sein, wenn man sich überhaupt für den Europacup qualifizieren konnte. In der letzten Ligue-1-Saison resultierte Rang 6. Gegenwärtig steckt man gar in der unteren Tabellenhälfte fest. Platz 14 nach zehn Runden ist nicht das, was man sich vorstellt. Im neuen, Ende letzter Saison eingeweihten Stadion, das im nächsten Jahr EM-Schauplatz sein wird, wünscht man sich bessere Darbietungen.
Trainer Willy Sagnol, der Ex-Bayern-Profi, steht unter Zugzwang. Einen Ausrutscher gegen Sion oder am Sonntag zuhause gegen den Ligue-1-Vorletzten und Aufsteiger Troyes darf er sich wohl nicht leisten. Auch die bisherigen Europacup-Auftritte waren nicht immer berauschend. In der letzten Qualifikationsrunde zur Europa League hatte gar das Out gegen die bescheidenen Kasachen von Kairat Almaty gedroht. Bordeaux stellte den Einzug in die Gruppenphase nur dank der Auswärtstor-Regel und durch einen späten Treffer von Stürmer Enzo Crivelli sicher.
Sion könnte heute mit einem Punktgewinn die Weichen für ein unerwartetes Weiterkommen stellen. Mit einem Unentschieden würde man bei Halbzeit der Gruppenphase mit Sicherheit einen Platz belegen, der für die Sechzehntelfinals reichen würde. Die Walliser könnten am Schluss davon profitieren, dass ihre Gegner Bordeaux, FC Liverpool und Rubin Kasan in ihren jeweiligen Meisterschaften mit Problemen zu kämpfen haben und dieses Trio deshalb die Konzentration auf das nationale Geschäft lenkt.
Bei Sion hoffen sie vor dem Match in der Gironde, dass Goalgetter Moussa Konaté zu seiner Torgefährlichkeit zurückfindet. Der Senegalese hat letztmals Mitte September zum Europa-League-Auftakt gegen Rubin Kasan (2:1) getroffen. Seither machte er eher durch einen Vertrags-Poker mit Präsident Christian Constantin als durch Top-Leistungen auf sich aufmerksam.
Nicht zur Verfügung steht dem FC Sion in Bordeaux Captain Xavier Kouassi. Der Mittelfeldspieler von der Elfenbeinküste leidet seit dem Meisterschaftsspiel vom Wochenende gegen Basel (0:2) unter Rückenproblemen.
Bordeaux – Sion. – Heute Donnerstag, 21.05 Uhr (TV/SRFzwei). – SR Stavrev (Maz).
Voraussichtliche Aufstellungen:
Bordeaux: Carrasso; Guilbert, Sané, Pallois, Poundjé; Saivet, Chantôme; Rolan, Plasil, Touré; Diabaté.
Sion: Vanins; Zverotic, Lacroix, Ziegler, Pa Modou; Ndoye, Salatic; Assifuah, Fernandes, Carlitos; Konaté.
Bemerkungen: Sion ohne Kouassi (verletzt).