Da hat man uns einen schönen Bären aufgebunden. Einen Silbernen. In Berlin. Gewonnen hat ihn – eine Schweizerin? Die Bisontinerin Ursula Meier. Wenn eine Künstlerin aus Frankreich (Besançon liegt am Doubs) so erfolgreich ist, in Belgien ausgebildet, aber bei uns gearbeitet hat, ist sie für uns gerne eine Schweizerin, zumal sie ja schon Schweizerisch-Französische Doppelbürgerin ist.
Sister
Da hat man uns einen schönen Bären aufgebunden. Einen Silbernen. In Berlin. Gewonnen hat ihn – eine Schweizerin? Die Bisontinerin Ursula Meier. Wenn eine Künstlerin aus Frankreich (Besançon liegt am Doubs) so erfolgreich ist, in Belgien ausgebildet, aber bei uns gearbeitet hat, ist sie für uns gerne eine Schweizerin, zumal sie ja schon Schweizerisch-Französische Doppelbürgerin ist.
Mit „HOME“ hat sie schon einmal bewiesen, dass sie schräge Geschichten erzählen kann. Dort hat sie bereits gezeigt, dass sie gerne die Dinge zu Ende denkt, die sie in Szene setzt. Das hat die Jury in Berlin auch an „Sister“ begeistert (mit dem viel beziehungsreicheren Originaltitel „L’enfant d’en haut“). Und das hat die Schweizer Produzentin Ruth Waldburger auch auf dieses Projekt setzen lassen.
Was Ursula Meier zur Hälfte zur besten Schweizer Filmemacherin prädestiniert: Sie richtet die Kamera (Agnès Godard, Frankreich) auf ein Schweizer Winter-Paradies, und wählt ein Objektiv, das uns diese Landschaft zeigt, wie wir sie noch nie gesehen haben: Uns Touristen im eigenen Land wurde selten so deutlich vor Augen geführt, wie in den Augen von Randständigen das Berg-Paradies aussehen mag.
Zur anderen Hälfte ist Meier schon in „Home“ durch ein sichtbares Gespür für das Arrangement von Menschen in Bilderlandschaften aufgefallen. Sie lädt uns in „Sister“ nicht zu Postkartenaussichten ein. Wir werden, nachdem wir diesen Film gesehen haben, beim nächsten Mal unser Skigebiet nicht mehr wiedererkennen. Und die Menschen besser beobachten.
Der Junge von oben heisst Simon. Er verkauft. Skis. Utensilien. Sosnnenbrillen. Er verdient damit das Geld, das er seiner „Schwester“ gibt, damit sie nicht mehr an der Strasse steht und sich verkauft. Er klaut. Überleben heisst für den kleinen Simon, für seine „Schwester“ sorgen. Mehr noch, Klauen heisst für ihn nicht, sich bereichern. Es heisst einfach nur, möglichst viel dafür tun zu können, dass seine „Schwester“ keinen Grund findet, sich selbst weiter an der Strasse feil zu bieten.
Wie Kacey Mottet Klein den Simon spielt, ist eine Reise ins Wallis wert. Sie werden allerdings ihre Pipe mit anderen Augen sehen, als sie es erwarten.