In der Schweiz gibt es keine künstliche Kanu-Slalom-Strecke, die höheren Ansprüchen genügt. Trotzdem will mit Mike Kurt ein „Swiss Canoe“-Athlet im Kajak-Einer eine Olympia-Medaille holen.
Auf den gebürtigen Berner wartet heute Sonntag die erste Aufgabe im Lee Valley White Water Centre. Im Vorlauf geht es für die 22 Teilnehmer darum, sich für den Halbfinal der Top 15 zu qualifizieren. Gemäss Papierform sollte diese Hürde für Mike Kurt kein Problem darstellen. Aufgrund der Olympia-Erfahrungen aus der Vergangenheit ist er jedoch gewarnt. In Peking blieb er in dieser Qualifikation hängen und musste seine Siebensachen zum frühstmöglichen Zeitpunkt zusammenpacken.
Kurt ist überzeugt, dass ihm dies in London nicht mehr passieren wird. Der Schweizer Nationalfeiertag soll für ihn zum grossen Jubeltag werden. Auf den 1. August sind Halbfinal und Final angesetzt. Kurt glaubt an seine Medaillenchance, wenn er sein ganzes Potenzial abrufen kann. Zuversicht schöpft er auch aus dem Glauben, dass ihm die Strecke liegen könnte. In der Olympia-Vorbereitung hat er Gelegenheit gehabt, sich während rund zwei Monaten mit der Anlage anzufreunden. In diesem Wildwasser-Kanal behagt es ihm – anders als in Peking. Die Olympia-Strecke vor vier Jahren sei brutal gewesen. Man habe aufgrund der grossen Wasserwalzen etliche harte Schläge auf den Körper einstecken müssen. Damit war Kurt nicht zurecht gekommen. „London ist bedeutend softer“, berichtet der 32-Jährige. „Es hat eher Wellen als Walzen. Wenn man es schafft, das Boot zum Laufen zu bringen, ist man vorne dabei.“
Kurt denkt, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Es könne ihn auch nicht erschüttern, wenn am nächsten Mittwoch während der Entscheidung wie prognostiziert Regen falle. Respekt hat er höchstens vor dem Wind. „Böen können den Wettkampf verfälschen und zur Lotterie werden lassen“, sagt der Betriebsökonom. Die Krux mit dem Wind ist, dass er die Tore zum Schwanken bringt. Dies erhöht die Anfälligkeit auf Torfehler. Und diese können sich fatal auf das Resultat auswirken. „Ich hoffe einfach, dass die Bedingungen in etwa für alle gleich fair sein werden“, so Kurt.