Ein weiteres Erstarken eurokritischer Politiker bei den anstehenden Wahlen in Europa könnte den Franken nochmals stärken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht sich laut ihrem Präsidenten Thomas Jordan für diesen Fall gerüstet.
«Wir haben bei unseren Instrumenten noch genug Spielraum, um auf weitere Schocks zu reagieren», sagt SNB-Präsident Thomas Jordan gemäss Vorabdruck im Interview mit der «Schweiz am Wochenende», die am Samstag erstmals erscheint.
Allerdings macht der Währungshüter auch klar, dass der Kampf gegen die Aufwertung nicht um jeden Preis geführt wird. «Selbstverständlich nehmen wir immer eine Güterabwägung vor, ob der Einsatz unserer Mittel gerechtfertigt ist.»
Jordan und sein Team stellen sich auf einen weiteren Aufwertungsdruck auf den Franken ein. Zwar laufe die Weltwirtschaft besser als in den letzten Jahren und die Erholung sei recht breit abgestützt, sagt der SNB-Präsident. «Aber wir sehen eine deutliche Zunahme der politischen Risiken.» Er nannte insbesondere die anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland, die unklare politische Entwicklung in Italien sowie den Brexit und die künftige Politik von US-Präsident Donald Trump.
Schon seit Jahresbeginn hat sich der Franken infolge der Unsicherheiten aufgewertet. Der Wechselkurs Franken-Euro hat sich mit aktuell stets unter 1,07 Franken deutlich von der Marke 1,10 weg bewegt. Ein Anstieg der Sichtguthaben bei der SNB deutet darauf hin, dass die SNB für Milliarden Franken Devisen gekauft hat, um den Franken zu stabilisieren.
Keine Deregulierung für Banken
Zum Vorwurf aus den USA, die Schweiz manipuliere ihre Währung, sagte Jordan: «Wenn wir intervenieren, tun wir das nicht, um der Schweiz Vorteile durch eine unterbewertete Währung zu verschaffen.» Im Gegenteil müsse die SNB der deutlichen Überbewertung des Frankens und deren negativen Folgen entgegentreten. Dies werde im regelmässigen Austausch mit Behörden im Ausland und internationalen Organisationen auch anerkannt.
Weiter äussert sich Jordan auch zur Bankenregulierung. Bankenvertreter wie UBS-Präsident Axel Weber hatten sich jüngst für eine Lockerung ausgesprochen, da auch international der Trend hin zur Deregulierung führe.
«Ich glaube, dass wir uns in der Schweiz heute auf eine sehr vernünftige Regulierung stützen», sagt Jordan. Man dürfe nicht vergessen, dass der Bankensektor in der Schweiz gemessen an der Volkswirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern ein sehr grosses Gewicht habe. Eine Schieflage wäre daher besonders gefährlich.