Das Remix-Projekt Glory Hazel unterlegt die visuelle Ästhetik alter Erotikfilme mit neuen Tonspuren. International feiert aber auch die Originalmusik der Sexfilme aus den 60er- und 70er-Jahren ein Revival. Aus diesem Anlass präsentieren wir 7 alte Softsexsongs, zum Mitstöhnen schön.
Das Remix-Projekt Glory Hazel unterlegt die visuelle Ästhetik alter Erotikfilme mit neuen Tonspuren. Heute Freitag, 27.1., findet im Hinterhof Basel die Vernissage ihres neuen Werks statt. International feiert aber auch die Originalmusik der alten Schmuddelfilme ein Revival. Aus diesem Anlass präsentieren wir 7 Softsexsongs mit Kultcharakter. Zum Mitstöhnen schön.
1. Je t’aime … moi non plus (1969)
1969 orgelte Serge Gainsbourg ein funky Adagio, wie man es zuvor in gemässigter Form nur von Bach, Albinoni und Procol Harum gekannt hatte. Dazu stöhnte er mit seiner jungen Entdeckung, der britischen Schauspielerin Jane Birkin, neckisch und verführerisch ins Mikrofon. Das Liebespaar vertonte lässig seine Lust, der Skandal war perfekt. Übrigens nicht der einzige Skandal, für den dieses Duo damals besorgt war. Auch bei «69 Année érotique» wussten mancher Moralhüter nicht, wo jetzt oben und wo unten ist. Als Gainsbourg von Journalisten gefragt wurde, ob das Gestöhne auf «Je t’aime … moi non plus» bei echtem Körperkontakt entstanden sei, winkte er ab: ««Hätten wir wirklich Sex gehabt, dann wäre keine Single, sondern ein ganzes Album entstanden!»
2. The Lion and the Cucumber (1970)
Fans von Quentin Tarantino kennen diese Nummer: Der amerikanische Regisseur ist ein wahrer Connaisseur skurriler Filme und skurriler Musik. Für seinen Film «Jackie Brown» holte er dieses Lied hier, «The Lion and the Cucumber», aus der Versenkung. Es war für den hervorragenden Soundtrack zu Jesus Francos Film «Vampyros Lesbos» geschrieben und aufgenommen worden. Ein B-Movie mit sensationellen, psychedelischen Songs der deutschen Komponisten Manfred Hübler und Siegfrid Schwab. Vor fünf Jahren erschien der Soundtrack zu diesem Horrorerotikfilm erstmals im CD-Digipack: mit drei Zusatzstücken und schönem Büchlein. Ein Meisterwerk in Sachen Sleazy Listening.
3. Vanessa (1976)
Die 70er-Jahre stehen für die Blütezeit des deutschen Erotikfilms. Einer, der dafür einen Kompositionsauftrag nach dem anderen an Land zog, war der österreichische Musiker und Arrangeur Gerhard Heinz. Ein schönes Beispiel seines Schaffens ist der Titelsong aus dem Film «Vanessa». In der Titelrolle war die Münchner Schauspielerin Olivia Pascal zu sehen, die fortan im B-Movie-Genre eine kleine Karriere machte, ehe sie sich vermehrt in Textil hüllte und den Aufstieg in die Vorabendserien-Liga schaffte.
4. Melody In Love (1978)
An Gerhard Heinz möchten wir mit einem zweiten Lied erinnern. Allein seine Vielseitigkeit ist beeindruckend, wie etwa auf der Compilation-CD «Melodies in Love» nachzuhören ist. Diese wurde 2003 vom obskuren Kölner Label Diggler Records herausgebracht (wie etwa auch «Schwabing Affairs») und enthält eine Reihe kultverdächtige Stücke, darunter Titel wie «Dampfnudeln» oder «Svenska Disco Machine». Gerhard Heinz kannte keine stilistischen Grenzen: mal liess er zu den Bewegungen der «Schauspieler» einen Bossa Nova mitwippen. Mal hüpfte seine Musik im Disco-Groove auf und ab. Seine Stärke aber waren Balladen wie diese hier: Unüberhörbar orientierte er sich dabei am Frauengesang der damals gängigen Bond-Titelsongs. Die Orgel hingegen erinnert an «I’m Not In Love» von 10cc.
5. Jungle Fever (1972)
Eine Rhythmusgitarre, feurige Perkussion, Blasinstrumente und eine stöhnende Latina: Minutenlang repetierte die belgische Band Chakachas ein rhythmuslastiges Pattern, steigerte sich dabei in ekstatische Zustände, atmete unverhofft durch, um schliesslich fürs grosse Finale noch einmal durchzustarten. Grossartig. Orgiastisch auch, diese Nummer, die 1997 durch die Verwendung in «Boogie Nights» wieder entdeckt wurde. Zur Erinnerung: Dieser stark besetzte amerikanische Indie-Film basiert lose auf der Karriere von John Holmes, dem ersten männlichen Porno-Superstar. Ein sehenswerter Streifen. Und ein hörenswerter Soundtrack.
6. She’s Gotta Have It (1972)
John Holmes erregte mit seinen 33 Zentimetern in geschätzten 1700 Filmen die Aufmerksamkeit des Publikums. Der Begriff «Porn Chic» aber existierte bereits, ehe er flächendeckend bekannt und berüchtigt wurde. 1972 erschien «Deep Throat». Inhaltlich Guguus, musikalisch aber – wie viele alte Erotikfilme – durchaus ansprechend. Aus diesem Grund sind die alten Soundtracks in jüngster Zeit ausgegraben und digitalisiert worden: Hier finden sich Perlen, die davon zeugen, dass im Unterschied zu den Schauspielern und Regisseuren im Tonstudio echte Profis am Werk waren. Hier ein Müsterchen aus «Deep Throat»: «She’s Gotta Have It», eingespielt von virtuosen Funkmusikern.
7. Bilitis (1977)
Die meisten Komponisten von Softerotikfilmen waren besser als der Ruf ihrer Arbeitgeber. Dennoch kann man sich ihre Namen kaum merken. Hier kommt eine Ausnahme der Regel: Der Franzose Francis Lai hatte 1970 mit «Love Story» einen Welthit gelandet und war damit in aller Ohren. 1977 engagierte ihn der Fotograf David Hamilton für den Soundtrack zum Softsex-Film «Bilitis». Kernstück ist diese kitschige Instrumentalballade, voller Schmalz und Synthies. Wie gut sich der Soundtrack verkaufte, ist mir leider nicht bekannt. Aber allein die Tatsache, dass man dem Bilitis-Album auf jedem Flohmarkt dieser Hemisphäre über den Weg läuft, spricht dafür, dass es sich um einen Millionenseller handeln muss. So weichgezeichnet wie dieses Titelthema wirkt übrigens auch der gesamte Film, dessen fotografische Ästhetik Sofia Coppola in ihrem Film «The Virgin Suicides» (mit dem wattigen Soundtrack von Air) aufgegriffen hat.