Der zusammen mit Amanda Knox erneut wegen Mordes verurteilte Italiener Raffaele Sollecito hat nach eigenen Angaben «einen touristischen Rundgang» in Österreich unternommen. In der Nacht wurde er in Italien unweit der Grenze aufgegriffen.
Die Polizei informierte den Ex-Freund der US-Amerikanerin Knox über das vom Gericht in Florenz wegen Fluchtgefahr verhängte Ausreiseverbot, wie italienische Medien am Freitag berichteten. Der Italiener sei in eine Polizeikaserne in Udine gebracht, aber nicht verhaftet worden, weil das Urteil gegen ihn nicht rechtskräftig sei. Sein Pass wurde eingezogen.
Sollecito, der schon am Donnerstagnachmittag Friaul erreicht hatte, berichtete der Polizei, dass er einige Stunden in dem an Italien grenzenden österreichischen Bundesland Kärnten verbracht habe. Den Polizisten erklärte er, dass er einen «touristischen Rundgang» unternommen hatte.
Die Ermittler vermuten, dass der 29-Jährige in Österreich auf das Urteil des Berufungsgerichts in Florenz gewartet hatte. Nachdem der Richter angekündigt hatte, dass das Urteil nicht mit einem sofortigen Haftbefehl verbunden ist, sondern lediglich mit einem Ausreiseverbot, habe sich Sollecito zur Rückfahrt nach Italien entschlossen.
Sollecitos Rechtsanwalt, Luca Maori, bestritt entschieden, dass sein Mandant nach Österreich flüchten wollte. Er wollte lediglich mit seiner Freundin den Nachmittag verbringen. Er sei freiwillig in die Polizeikaserne gegangen, um seinen Pass abzugeben. Sollecito beteuerte im Gespräch mit dem Rechtsanwalt seine Unschuld. Er bleibt bis zum letztinstanzlichen Urteil frei.
Verteidiger künden Berufung an
Sollecito war wegen des Mordes an der Britin Meredith Kercher zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, Knox zu 28 Jahren und 6 Monaten. Die Verteidiger der beiden Verurteilten haben bereits Berufung angekündigt.
Knox und Sollecito waren bereits im Jahr 2010 wegen des Mordes an Kercher im Jahr 2007 im italienischen Perugia zu 26 und 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein Berufungsgericht sprach sie jedoch 2011 nach vier Jahren Haft frei. Knox kehrte anschliessend im Oktober 2011 in die USA zurück.
Der neue Prozess in Florenz, in dem am Donnerstagabend das Urteil fiel, war 2013 vom obersten italienischen Berufungsgericht angeordnet worden, das Widersprüche und Unzulänglichkeiten im Berufungsverfahren sah.