Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat sich an der 1. Mai-Feier auf dem Bundesplatz in Bern für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark gemacht. Frauen verdienten gleiche Chancen im Beruf, Männer in der Familie.
In der Schweiz mangle es ja nicht an Arbeit, stellte die Berner SP-Bundesrätin laut Redetext fest. Jährlich hole die Wirtschaft zehntausende Menschen in die Schweiz. Gleichzeitig seien sehr viele gut ausgebildete Schweizerinnen nicht berufstätig.
Es gehe ihr keinesfalls darum ausländische Arbeitskräfte gegen Frauen auszuspielen, betonte die Magistratin. „Aber indem wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern, steuern wir auch die Zuwanderung.“
Berset für gleichen Lohn
Ähnliche Anliegen brachte auch Bundesrat Alain Berset vor. Der neue SP-Innenminister brach in seinem ersten 1. Mai-Auftritt in Fleurier NE eine Lanze für die Gleichheit. Frauen verdienten heute 18,4 Prozent weniger als Männer und müssten bis zum 7. März des Folgejahres arbeiten, um die Löhne der Männer von Ende Jahr zu erreichen.
Berset hob ferner die Bedeutung der Sozialversicherungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Arbeitsfrieden hervor. Diese seien das beste Zeichen dafür, dass die gesellschaftliche Entwicklung das wirtschaftliche Wachstum begleite.
Kämpferischer gab sich SP-Präsident Christian Levrat in einer Videobotschaft. Er ortet in der Schweiz eine „schleichende Deindustrialisierung“, wie sie England unter der früheren Premierministerin Margaret Thatcher erlebt habe.
Hierzulande sei dieser Prozess jedoch „heimtückischer“. Was die englischen Neoliberalen aus ideologischen Gründen zerstört hätten, riskierten die Bürgerlichen in der Schweiz „aus lauter Nachlässigkeit“.
Kritik übte der SP-Präsident auch an Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann und seiner Vorgängerin im Departement, Doris Leuthard. Die „Laisser-faire“-Politik der beiden sei dafür mitverantwortlich, dass heute viele Familien mit mittlerem und tiefem Einkommen schlechter dastünden als vor zehn Jahren.