Chinas Zentralbank hat die Währung des Landes den zweiten Tag in Folge abgewertet – wohl um die eigenen Exporte anzukurbeln. Die erneute Senkung schürt Sorgen vor einem Währungskrieg.
Die Zentralbank setzte den Referenzkurs am Mittwoch auf 6,3306 Yuan pro Dollar fest – ein Abschlag von 1,6 Prozent im Vergleich zum Vortag. Bereits am Vortag hatte sie den Referenzkurs um 1,9 Prozent gesenkt, und damit den Yuan im Verhältnis zum US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren geschickt. Unklarheit herrscht nun darüber, ob noch weitere Abwertungsschritte folgen.
Der Yuan ist keine frei schwankende Währung. Vielmehr ist er an den Kurs des Dollar gebunden: Die Zentralbank bestimmt arbeitstäglich einen Referenzkurs, um den der Yuan um maximal zwei Prozent schwanken darf.
Der Exportweltmeister erhofft sich durch die Abwertung Vorteile im Kampf um Marktanteile und Impulse für die lahmende Konjunktur, werden seine Waren im Ausland doch dadurch preislich attraktiver. Das könnte Nachahmer in anderen Ländern finden und so zu einem Abwertungswettlauf führen.
Asiatische Währungen ziehen mit
Manche Experten sehen sogar einen globalen Währungskrieg aufziehen. Betroffen sind zunächst die asiatischen Volkswirtschaften, die mit China in direktem Wettbewerb um Investitionen stehen. Die vietnamesische Notenbank hat bereits auf die Entscheidung in Peking reagiert und die Landeswährung Dong ebenfalls abgewertet.
Gleichzeitig brachen auch andere asiatische Währungen ein: Die indonesische Rupie und der malaysische Ringgit sanken jeweils auf den tiefsten Stand seit 17 Jahren, der australische und der neuseeländische Dollar notierten so niedrig wie seit sechs Jahren nicht mehr.
Der Präsident der New Yorker Notenbank-Filiale, William Dudley, äusserte sich zurückhaltend zur Yuan-Abwertung. Sollte die Wirtschaft sich schwächer entwickelt haben als von den dortigen Behörden erwartet, sei ein solcher Schritt «wahrscheinlich nicht unangemessen», sagte er. «Sie zerstören uns», kritisierte US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump dagegen das Vorgehen Chinas.
Die EU-Kommission in Brüssel nannte den überraschenden Politikwechsel eine «positive Entwicklung». Der Internationale Währungsfonds (IWF) sprach von einem «willkommenen Schritt», weil der Markt eine grössere Bedeutung bei der Bestimmung des Wechselkurses erhalte.
Aus Sorge, die Abwertung könnte ein Zeichen für eine sich zuspitzende Krise der chinesischen Wirtschaft sei, reagierten die internationalen Aktienmärkte jedoch verschreckt.
Stetiger Anstieg
In den vergangenen zwölf Monaten hatte der Yuan fast im Gleichschritt mit dem starken US-Dollar im Vergleich zu vielen internationalen Währungen kräftig an Wert gewonnen. Zum Euro war der Yuan innerhalb eines Jahres um knapp 20 Prozent gestiegen – ein riesiges Problem für die Exporteure des Landes. Chinesische Ausfuhren waren im Juli um 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen.
Und auch am Mittwoch wurden erneut schwache Konjunkturzahlen verkündet. Im Juli fiel das Produktionswachstum im Jahresvergleich auf 6,0 Prozent von 6,8 Prozent im Vormonat, wie das nationale Statistikamt mitteilte. Vor dem Eingriff am Devisenmarkt hatte die Führung in China in den vergangen Wochen bereits massiv an den Aktienmärkten interveniert, um einen Kursrutsch zu beenden, der Mitte Juli begonnen hatte.