Sousas Ernsthaftigkeit kurz vor der Ziellinie

Wenn der FC Basel am Sonntag Schweizer Meister werden will, ist er auf Mithilfe von St. Gallen angewiesen. Die Party steigt nur dann, wenn der FCB den FCZ schlägt und St. Gallen in Bern punktet.

Basel-Trainer Paulo Sousa mit ernstem Blick (Bild: SI)

Wenn der FC Basel am Sonntag Schweizer Meister werden will, ist er auf Mithilfe von St. Gallen angewiesen. Die Party steigt nur dann, wenn der FCB den FCZ schlägt und St. Gallen in Bern punktet.

Einem gerät das Wort «Meistertitel» noch immer in den falschen Hals, wenn er darauf angesprochen wird. Paulo Sousa wirkte auch im Vorfeld der Auswärtspartie gegen den FC Zürich leicht angesäuert. «Wir denken seit dem ersten Tag an den Titel. Das gilt auch für Sonntag. Der Rest interessiert mich nicht.» Auf die Frage, ob er sich vor Spielbeginn in Zürich über den Ausgang der Partie zwischen den Young Boys und St. Gallen informieren werde, sagte der Portugiese: «Ich bin Trainer und habe keine Zeit, auf mein Telefon zu schauen». Elementar ist diese Information nicht. Der sechste Basler Titelgewinn in Folge ist ohnehin nur eine Frage der Zeit. Aber bei einem Punktverlust von YB wüsste Basel, dass es mit einem Sieg im Letzigrund nicht mehr von der Spitze verdrängt werden könnte.

Einen Titel im Stadion des Erzrivalen einzufahren, wäre kein Novum. Am 30. Juni 1980 bezwang Basel den FC Zürich am zehnten und letzten Spieltag der Finalrunde mit 4:2 und holte dadurch den letzten von sieben Kübeln unter dem legendären deutschen Trainer Helmut Benthaus. Damals klatschten sogar die FCZ-Supporter Beifall – weil dadurch nicht die Grasshoppers (1:1 bei Servette, zwei Punkte Rückstand) zu Meisterehren kamen. Heuer wird das anders sein. «Ich bin sicher, dass der FCZ alles gibt, um uns nicht feiern zu sehen. Für sie gäbe es nichts schöneres, als Basel zu schlagen», sagte Davide Callà in Anbetracht der seit Oktober 2014 anhaltenden Heimflaute mit neun sieglosen Partien.

Die Young Boys könnten sich in der fünftletzten Runde als doppelter Spielverderber erweisen. Mit einem Sieg gegen das zuletzt drei Mal in Serie punktelos gebliebene St. Gallen würden sie die Basler Meisterparty vorerst um eine Woche aufschieben. Zudem hätte YB den zweiten Platz in der Champions-League-Qualifikation auf sicher, sofern zeitgleich das drittklassierte Thun in Luzern nicht gewinnt.

Nicht ganz so aussichtslos, den grossen Rückstand auf die davor klassierten Teams noch aufzuholen, aber dennoch sehr brisant, präsentiert sich die Lage für den FC Aarau. Die seit der 21. Runde letztklassierten Aarauer, die nur eines ihrer letzten 20 Spiele siegreich gestalten konnten, spüren das Messer am Hals. «Noch sind wir nicht abgestiegen», beschwichtigte Trainer Raimondo Ponte. Der Blick auf die Tabelle gibt ihm recht, der Rückstand von sechs Punkten auf den rettenden neunten Rang (Vaduz) ist rechnerisch aufzuholen. «Jetzt kommt gegen GC der zweite Matchball, den dürfen wir nicht vergeben.»

Das 2:6 in Luzern am letzten Sonntag zeigte aber auf, wie fragil das Aarauer Gebilde im aufreibenden Kampf gegen den Abstieg geworden ist. Nach dem 1:3 fiel die Moral der Mannschaft regelrecht in sich zusammen. Ballverluste und mangelhafte Chancenauswertung wirken sich bei einem angeschlagenen Team schneller und anders aus als im Erfolgsfall. Aarau bekam dies in den letzten Wochen und Monaten häufig zu spüren. Die TV-Interviews der Spieler tönten zuletzt mehr nach Durchhalteparolen als nach ernsthaftem Glauben an den Klassenerhalt. Einer blieb pragmatisch. «Wenn wir es nicht schaffen, müssen wir eben zugeben, dass andere besser waren», sagte Ponte.

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