Der frühere sowjetische Aussenminister und ehemalige georgische Präsident Eduard Schewardnadse ist tot. Schewardnadse sei am Montag nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben, teilte seine Assistentin Marina Dawitaschwili in Tiflis mit.
Schewardnadse war der letzte Aussenminister der Sowjetunion und massgeblich an den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung beteiligt. Er übte das Amt von 1985 bis 1990 sowie nochmals Ende 1991 bis zum Zerfall der Sowjetunion aus. Von 1995 bis 2003 war Schewardnadse Präsident Georgiens.
Gorbatschow würdigt Schewardnadses Verdienste
Schewardnadses Weggefährte Michail Gorbatschow würdigte die Verdienste des Politikers. «Schewardnadse hat einen bedeutenden Beitrag zur Aussenpolitik der Perestroika (Umgestaltung) geleistet, war ein ehrlicher Verfechter eines neuen Denkens in der Welt», sagte Gorbatschow am Montag der Agentur Interfax.
Der 83-jährige Gorbatschow nannte Schewardnadse einen Freund, der eine grosse Rolle bei der «Vereinigung Deutschlands, in europäischen Angelegenheiten, bei der Normalisierung der Beziehungen zu China und im Dialog mit den USA gespielt habe». Besonders eingesetzt habe er sich für ein Ende des atomaren Wettrüstens.
Gorbatschow hob vor allem Schewardnadses «georgisches Temperament» hervor. «Er war in der Lage, mit unterschiedlichen Menschen schnell in Kontakt zu treten – mit der Jugend und mit der älteren Generation», sagte Gorbatschow.
Georgiens Regierungschef Irakli Garibaschwili betonte Schewardnadses «bedeutenden Beitrag zur Beendigung des Kalten Krieges und der Begründung einer neuen Weltordnung». Zudem habe Schewardnadse Georgiens Rolle in der modernen Welt massgeblich mitbestimmt.
Der georgische Ex-Präsident Michail Saakaschwili nannte ihn eine «bedeutende Figur» des sowjetischen Imperiums. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach Schewardnadses Familie und «dem gesamten georgischen Volk» sein Mitgefühl aus.
Karriere beginnt zu Stalins Zeiten
Am 25. Januar 1928 in Mamati nahe der Schwarzmeer-Küste geboren, machte der Historiker Schewardnadse bereits zu Zeiten seines Landsmanns Josef Stalin, dem Sowjetdiktator, von 1948 an Karriere in der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU).
Gorbatschow holte ihn 1985 nach Moskau und ernannte ihn zu seinem Aussenminister. Während seiner Amtszeit traf Schewardnadse auch die Schweizer Bundesräte Pierre Aubert und René Felber.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war Schewardnadse in seine von schweren Unruhen erschütterte Heimat zurückgekehrt, wo er ab März 1992 als Staatsratsvorsitzender und ab 1995 als Präsident Georgiens amtierte. In den 1990er Jahren überlebte er zwei Attentate.
Durch die friedliche «Rosenrevolution» wurde er 2003 entmachtet, zehntausende Regierungsgegner gingen damals wegen Betrugsvorwürfen nach der Parlamentswahl vom November in Tiflis auf die Strassen.
In Georgien umstritten
Bis zuletzt war der frühere Staatsmann in seiner Heimat umstritten. «In Georgien wurde er scharf kritisiert für das Ausmass der Korruption während seiner Präsidentschaft, aber er rettete das Land vor Chaos und Bürgerkrieg», sagte der Vorsitzende der georgischen Stiftung für strategische und internationale Studien, Alex Rondeli.
Die letzten Jahre lebte Schewardnadse zurückgezogen in seinem Haus ausserhalb von Tiflis. Nach Angaben seiner Assistentin Dawitaschwili ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, wo Schewardnadse beigesetzt wird.
Der Ex-Politiker hatte 2009 in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP den Wunsch geäussert, in seinem Garten neben seiner Frau bestattet zu werden.