SP-Nationalrätin Ursula Wyss interessiert sich für einen Sitz in der Berner Stadtregierung. Mit Blick auf ihre Kandidatur gibt sie das Präsidium der SP-Bundeshausfraktion ab. Wyss muss nun noch von ihrer Sektion und von der SP der Stadt Bern offiziell nominiert werden. Das dürfte aber nur Formsache sein.
Wyss gab am Donnerstag der Sektion SP Bern-Nord ihr Interesse bekannt und liess am Freitag das Schreiben den Medien zukommen. Im Brief heisst es, nach zwei Jahren im Grossen Rat und 12 Jahren im Nationalrat fühle sie sich nun den Anforderungen eines Gemeinderatsmandats gewachsen.
Das gute Abschneiden der SP der Stadt Bern bei den eidgenössischen Wahlen vom 23. Oktober und ihr eigenes gutes Resultat habe sie für eine Kandidatur motiviert.
Ersatz für Olibet
Für die SP der Stadt Bern – die wählerstärkste Partei in der Bundesstadt – ist die Kunde von Wyss‘ Interesse zweifellos eine gute Nachricht. Wyss war im Frühling von der Leitung der SP Stadt Bern auch angefragt worden, ob sie kandidiere, wie es in ihrem Brief heisst.
Die SP muss nämlich bei den Stadtberner Gemeindewahlen vom 25. November 2012 im fünfköpfigen Berner Gemeinderat den Sitz der abtretenden Gemeinderätin Edith Olibet verteidigen. Dafür stehen nun die Chancen sicher gut, wenn Wyss auch wirklich nominiert wird.
Viele sehen die 38-jährige Wyss auch als Nachfolgerin von Alexander Tschäppät (SP) im Amt des Berner Stadtpräsidenten. Tschäppät sagte am Freitag auf Anfrage, er werde 2012 nochmals, aber letztmals, kandidieren. Wyss wäre eine gute Nachfolgerin, wenn er 2016 abtrete. Es sei Ziel der Berner Rot-Grün-Mitte-Allianz, im Gemeinderat und beim Stadtpräsidium Kontinuität zu haben.
SP sucht Nachfolge fürs Fraktionspräsidium
Ob Wyss im Fall einer Wahl in den Berner Gemeinderat ihr Nationalratsmandat behalten würde, lässt sie offen. Fest steht, dass sie als Präsidentin der SP-Bundeshausfraktion zurücktritt – und zwar unabhängig davon, ob sie gewählt wird oder nicht.
Wegen ihrer Kandidatur für den Berner Gemeinderat werde Wyss auf Beginn der Frühjahrssession 2012 das Fraktionspräsidium abgeben, teilte die SP am Freitagabend mit. Die Nachfolge will die Fraktion Mitte Februar bestimmen.
Sie habe die SP-Fraktion während fünf Jahren mit viel Herzblut geleitet, sagte Wyss am Freitagabend vor den Medien. Nun sei der Moment gekommen, das Amt weiterzugeben.