«Spätestens am Dienstag muss ich Gelbe Trikot wieder abgeben»

Tour-de-Suisse-Leader Stefan Küng spricht über die Schatten- und Sonnenseiten des Radsports. Er freue sich, am Montag als Leader durch die Schweiz zu fahren, so der 23-jährige Thurgauer.

Fährt für das starke amerikanisch-schweizerische Team BMC: der Thurgauer Stefan Küng

Tour-de-Suisse-Leader Stefan Küng spricht über die Schatten- und Sonnenseiten des Radsports. Er freue sich, am Montag als Leader durch die Schweiz zu fahren, so der 23-jährige Thurgauer.

Stefan Küng, unverhofft kommt oft. Wie ist es, das Leadertrikot der Tour de Suisse zu erobern, weil Teamkollege Rohan Dennis gestürzt ist?

Stefan Küng: «Es ist nie schön, wenn ein Fahrer stürzt, erst recht nicht, wenn es der Leader der Rundfahrt und ein Teamkollege ist. Aber im Leben und im Radsport gibt es Schatten- und Sonnenseiten. Ich selbst musste nach meinen Verletzungen auch schon untendurch und kenne die Schattenseite. Aber heute schien nicht nur in der Schweiz, sondern auch für mich ganz speziell die Sonne.»

Was bedeutet Ihnen dieses Leadertrikot?

«Mit dem gelben Leadertrikot geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Es ist unglaublich, ja grossartig, dass ich mit dem Leadertrikot auf der Schulter an der eigenen Landesrundfahrt in die Hauptstadt einfahren darf. Im Moment ist mir etwas heiss, weil ich ein zusätzliches Trikot trage, aber wie es sich wirklich anfühlt, werde ich erst morgen erfahren, wenn ich damit durch die Schweiz fahre.»

Wann haben Sie realisiert, dass Sie das gelbe Trikot holen können?

«Ich muss zugeben, fünf Kilometer vor dem Ziel ist es mir schon kurz durch den Kopf gegangen, dass ich virtueller Leader bin. Aber mir war auch bewusst, dass die Abstände sehr gering sind. Wenn zum Beispiel Michael Matthews in die Top drei gefahren wäre, dann würde er das Trikot jetzt tragen. Der Gedanke ging rasch wieder weg, weil wir mit unserem Team die Etappe gewinnen wollten.»

Auch Sie starteten im Finale der Etappe noch einen Angriffsversuch, wurden aber vom späteren Tagessieger Philippe Gilbert gleich wieder gestellt. Wie erlebten Sie diese Szene?

«Nach dem Sturz von Rohan waren wir von unserem Team immer noch zu Dritt vorne. Wir wollten die Etappe gewinnen und fuhren entsprechend aktiv. Ich habe es nach dem Zusammenschluss des Feldes versucht, kam aber leider nicht weg. Vor der Siegerehrung habe ich mit Philippe gesprochen. ‚Ich wusste genau, wenn ich dich da fahren lasse, dann ciao, ciao‘ sagte er zu mir.»

Mit welchem Ziel gehen Sie in die Etappe vom Montag?

«Es wird eine schwierige Etappe mit einer anspruchsvollen Ankunft. Der Aargauerstalden ist eine grössere Rampe. Wir haben mit Greg van Avermaet den besten Mann für ein solches Finale. Er wird unser Mann für die Etappe sein. Ich werde natürlich versuchen, das Trikot zu verteidigen. Spätestens am Dienstag, wenn es in die Berge geht, werde ich es wieder abgeben müssen. Für die langen Alpenpässe bin ich nicht gemacht, da müsste ich noch ein paar Kuchenstücke weniger essen.»

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