Ein spanisches Dorf hat den Termin der Europawahl zum Anlass genommen, um sich von einer schweren Bürde zu befreien: Der Ort Castrillo Matajudios stimmte am Sonntag für die Abschaffung seines Namens – dieser bedeutet auf deutsch «Castrillo Tötet Juden».
An der Abstimmung beteiligten sich nach Angaben von Bürgermeister Lorenzo Rodríguez 52 der 56 Einwohner. «29 haben für die Namensänderung gestimmt.»
Der Bürgermeister hatte seine politische Zukunft von dem Votum abhängig gemacht: Sollten die 56 Einwohner nicht mehrheitlich für die Namensänderung stimmen, werde er abtreten. «Wenn Sie irgendwo hinreisen, müssen Sie das immer erklären.» Ausserdem habe der Name für eine von den Juden gegründete Gemeinde keinen Sinn. «Wir haben einen Davidstern im Wappen», sagte Rodríguez.
Die jüdischen Gründerväter seien bis 1492 geblieben, bis sie von der Inquisition vertrieben worden seien, berichtete der Bürgermeister weiter. Nach Ansicht von Experten wie dem Archäologen Angel Palomino waren es die Nachfahren der Juden, die zum römisch-katholischen Glauben konvertiert mit dem Namen Castrillo Matajudios ein Zeugnis ihrer neuen Glaubensstärke ablegen wollten.
Die Einwohner des Dorfes in der Nähe von Burgos hatten nun die Wahl zwischen dem alten Namen oder einer winzigen Änderung: Statt Matajudios sollten sie künftig in Motajudios oder Mota de Judios wohnen, was beides Judenhügel bedeutet – die Ursiedlung lag auf einem Hügel. Gewonnen hat Mota de Judios, wie der Bürgermeister mitteilte.