Wer sich im Sport nicht weiterentwickelt, verliert den Anschluss. Mit dem heutigen Prolog im Hauptbahnhof macht Weltklasse Zürich einen weiteren Schritt aufs Publikum zu.
Der Stabhochsprung der Frauen am heutigen frühen Abend im Hauptbahnhof Zürich ist Teil der Anstrengungen, Weltklasse Zürich zu den Leuten zu bringen. Die Passanten am meistfrequentierten Ort der Schweiz bewunderten 2011, 2012 und 2013 die besten Frauen und Männer im Kugelstossen, im letzten Jahr schwangen sich vor ihren Augen die Stabhochspringer in die Höhe. Nun ist die Reihe an den Stabhochspringerinnen, angeführt von der Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi und der Schweizerin Nicole Büchler, der Olympia-Sechsten von Rio de Janeiro.
«Ich liebe diese Wettkämpfe», schwärmt die Bielerin. Der Stabhochsprung stehe im Gegensatz zu den Stadion-Wettkämpfen im Mittelpunkt und die Nähe zum Publikum wirke motivierend. Die sogenannten Marktspringen werden als Event aufgezogen. So lässt sich jede Athletin bei ihrem Anlauf einen Song einspielen. «Ich wähle die Musik spontan aus», sagt die 32-Jährige. Die Klänge sollen einerseits das Publikum ansprechen, andererseits die Athletin pushen. «Im Winter bin ich zweimal in einem Einkaufszentrum in Deutschland gesprungen. Da liess ich mir Musik von Schweizer Interpreten auflegen», erzählt Büchler.
Das Laien-Publikum betrachtet die Stabhochspringen ausserhalb der Stadien als reinen Show-Event, auch weil die Sportler oft auf einer meterhohen Rampe anlaufen und so ihre Leistungen noch spektakulärer erscheinen. «Wir betreiben Spitzensport», stellt Büchler klar. Die Anlage in Zürich ist homologiert, Rekorde werden von den Leichtathletik-Verbänden anerkannt. So verbesserte 2015 der Freiluft-Weltmeister Shawn Barber im Hauptbahnhof den kanadischen Hallen-Rekord.
Weltklasse Zürich betreibt für den Event einen beträchtlichen finanziellen und logistischen Aufwand. In der Nacht auf Montag wurde mit den Aufbauarbeiten begonnen, am Dienstagnachmittag wird die Anlage bereit sein. Die Tribüne für 450 Personen war innert kürzester Zeit ausverkauft, ohne jegliche Werbung. Es besteht aber die Möglichkeit, von den Stehplätzen aus den Wettkampf gratis zu verfolgen. Die Organisatoren rechnen mit knapp 3000 Zuschauern und einer vollen Bahnhofshalle.
Das Lob für all die Bemühungen kommt von höchster Stelle. Sebastian Coe, einst gefeierter Star im Letzigrund und nun Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes sagte im vergangenen Jahr: «Zürich ist ein Meeting, das sich immer weiter entwickelt. Der Stabhochsprung im Hauptbahnhof vor 2000 Zuschauern ist eine weitere erfolgreiche Bemühung, um mit dem Publikum in Kontakt zu treten.»
Der Brite weiss wovon er spricht. Er spürt wohl fast täglich, dass die Leichtathletik beim Publikum schon längst kein Selbstläufer mehr ist. Die Akzeptanz bei den Sportbegeistern muss hart erkämpft werden. Diesen Weg schlägt Weltklasse Zürich seit einigen Jahren ein. Der Prolog im Hauptbahnhof, Jugend trainiert mit Weltklasse Zürich oder der UBS Kids Cup werden als Promotion für die Leichtathletik als Ganzes verstanden.