Spektakulärer Bayern-Sieg in der Verlängerung

Bayern München schafft mit einem 4:2 nach Verlängerung gegen Juventus Turin die dramatische Wende und qualifiziert sich – wie Titelverteidiger Barcelona – für die Viertelfinals der Champions League.

Die pure Erlösung: Bayerns Thomas Müller bejubelt den 2.2-Ausgleich gegen Juventus Turin (hinten Robert Lewandowski) (Bild: sda)

Bayern München schafft mit einem 4:2 nach Verlängerung gegen Juventus Turin die dramatische Wende und qualifiziert sich – wie Titelverteidiger Barcelona – für die Viertelfinals der Champions League.

Nach 73 Minuten begann ein neues Spiel in der Allianz-Arena. Als die Münchner schon lange 0:2 zurücklagen und aus Verzweiflung ihr Heil vereinzelt bereits mit Weitschüssen suchten und ihr Trainer Pep Guardiola fast resigniert den Kopf schüttelte, fiel das Tor doch, das Leben und Münchner Hoffnung ins Spiel und ins Stadion brachte. Douglas Costa flankte von rechts und Sascha Lewandowski schlich sich im Rücken der Turiner Innenverteidigung in den freien Raum und lenkte den Ball aus wenigen Metern ins Tor – 1:2.

Nun glaubten die Bayern doch noch an die Wende. Ihr Angriffe hatten nun mehr Tempo, mehr Zuversicht auch und die Italiener begannen zu zittern. Juventus konnte sich nicht mehr aus der Verteidigung lösen und nicht einen gefährlichen Konter brachten die Turiner noch vor das Tor von Manuel Neuer. Zu Chancen kamen nun nur noch die Münchner: Franck Ribérys Schuss wurde abgeblockt, ein Schlenzer von Costa strich um Haaresbreite am Tor vorbei und Müller dirigierte den Ball mit dem Kopf über das Tor.

Und so hatte sich irgendwie abgezeichnet, was in der 90. Minute doch noch passierte: Juventus-Verteidiger Patrice Evra verlor schier ohne Not den Ball, darauf kam wieder eine Flanke von rechts, wieder stand die Innenverteidigung von Juventus nicht optimal und wieder fiel der Münchner Treffer – diesmal durch Thomas Müller – mittels Kopfball aus wenigen Metern.

Die Flanke zum Ausgleich kam vom eingewechselten Kingsley Coman, der letzte Saison noch bei Juventus spielte, und als die Entscheidung nahte, hatte Guardiola endgültig seinen guten Riecher für die Wechsel bewiesen: Für den entscheidenden Doppelschlag zwischen der 108. und 110. Minute sorgten der eben erst eingetretene Thiago Alcantara mit einem Flachschuss aus zwölf Metern sowie Coman, wieder er, mit einem gefühlvollen Schuss von der Strafraumgrenze in die weite Ecke.

So hatten letztlich die Auswechslungen das Spiel mehr als massgebend beeinflusst. Hier Coman und Thiago Alcantara, die der Partie die Wende gaben. Dort der angeschlagene Mario Mandzukic, der keinen Akzent setzte und gegenüber seinem Vorgänger Alvaro Morata klar abfiel, sowie Stefano Sturaro, der Sami Khedira ersetzte und nicht annähernd Ordnung ins Spiel der Turiner bringen konnte wie vor ihm der deutsche Weltmeister.

Während Guardiola in extremis den Knock-out verhinderte und weiterhin auf den ersten Triumph in der Champions League mit Bayern hoffen kann, entglitt Juventus und seinem Trainer Massimiliano Allegri quasi auf dem Zielstrich eine Art Meisterstück. Denn rund 60 Minuten lang beeindruckte die Leistung der Italiener. Allegri hatte aus dem Hinspiel die richtigen Lehren gezogen und liess sein Team ein hohes Pressing spielen. Bis zur 28. Minuten brachten Paul Pogba, er nach guter Störarbeit von Stephan Lichtsteiner gegen David Alaba, und Juan Cuadrado die Turiner 2:0 in Führung.

Zielsicher wie mit einem GPS ausgestattet hatte die Juve eine Stunde lang ihre Konter vorgetragen. Den Bayern drohte ein Debakel, sie waren nach 60 Minuten mit dem 0:2 im Prinzip noch gut bedient. Einem regulären Tor durch Morata verweigerte das Schiedsrichter-Trio zu Unrecht die Anerkennung, nach der Pause verpasste Morata gleich mehrmals den wohl entscheidenden dritten Treffer. Am Ende aber stolperte Juventus nicht über die vergebenen Konterchancen, sondern weil Evra einen Ballverlust zu viel verzeichnete und die sonst so solide Innenverteidigung mit Andrea Barzagli und Leonardo Bonucci zweimal nicht im Bilde war.

Barcelona ohne Mühe

Der FC Barcelona steht zum neunten Mal in Folge in den Viertelfinals der Champions League. Nach dem 2:0 im Hinspiel gewann der Titelverteidiger gegen Arsenal auch das Rückspiel vor eigenem Publikum. Neymar, Luis Suarez und Lionel Messi schossen die Tore zum 3:1-Sieg. Das Trio ist in Primera Division und Champions League mittlerweile bei 83 Toren angelangt. Gegen Arsenal war vor allem der Treffer von Suarez sehenswert. Der Uruguayer schlug eine Flanke von Dani Alves mit einer Direktabnahme via Latte ins Tor (65.).

Arsenal hatte nie eine Chance auf den Coup. Doch die Engländer gaben nie auf, spielten offensiv und trugen zu einem unterhaltsamen Spiel viel bei. Für den Ex-Basler Mohamed Elneny brachte der Abend im Camp Nou immerhin einen persönlichen Erfolg. Er traf kurz nach der Pause von der Strafraumgrenze wunderbar unter die Latte – 1:1. Es war das erste Tor des Ägypters für Arsenal nach seinem Wechsel im Januar aus der Schweiz. Letztlich war Elnenys Treffer aber doch nur eine Randnotiz. Arsenal ist zum sechsten Mal in Folge in den Achtelfinals gescheitert.

Bayern München – Juventus Turin 4:2 (2:2, 0:2) n.V. – 70’000 Zuschauer. – SR Eriksson (SWE). – Tore: 6. Pogba (Lichtsteiner) 0:1. 28. Cuadrado (Morata) 0:2. 73. Lewandowski (Douglas Costa) 1:2. 90. Müller (Coman) 2:2. 108. Thiago Alcantara (Müller) 3:2. 110. Coman (Vidal) 4:2.

Bayern München: Neuer; Lahm, Kimmich, Benatia (46. Bernat), Alaba; Xabi Alonso (60. Coman); Douglas Costa, Müller, Vidal, Ribéry (101. Thiago Alcantara); Lewandowski.

Juventus Turin: Buffon; Lichtsteiner, Barzagli, Bonucci, Evra; Cuadrado (89. Pereyra), Khedira (68. Sturaro), Hernanes, Alex Sandro; Pogba; Morata (72. Mandzukic).

Bemerkungen: Bayern München ohne Badstuber, Javi Martinez, Boateng und Robben (alle verletzt), Juventus Turin ohne Chiellini, Marchisio, Dybala und Caceres (alle verletzt). Verwarnungen: 30. Khedira (Unsportlichkeit). 38. Morata (Foul). 43. Kimmich (Foul). 48. Vidal und Lichtsteiner (Unsportlichkeit). 51. Lewandowski (Foul). 53. Bonucci (Foul). 71. Cuadrado (Spielverzögerung). 103. Pereyra (Unsportlichkeit). 108. Thiago Alcantara (Unsportlichkeit). 112. Bernat und Sturaro (Unsportlichkeit).

FC Barcelona – Arsenal 3:1 (1:0). – 76’092 Zuschauer. – SR Karasew (RUS). – Tore: 18. Neymar (Suarez) 1:0. 51. Elneny (Alexis Sanchez) 1:1. 65. Suarez (Dani Alves) 2:1. 88. Messi (Neymar) 3:1.

FC Barcelona: ter Stegen; Dani Alves, Mascherano, Mathieu, Jordi Alba; Rakitic (77. Arda Turan), Busquets, Iniesta (72. Sergi Roberto); Messi, Suarez, Neymar.

Arsenal: Ospina; Bellerin, Koscielny, Gabriel Paulista, Monreal; Flamini (45. Coquelin), Elneny; Iwobi (73. Giroud), Özil, Alexis Sanchez; Welbeck (73. Walcott).

Bemerkungen: FC Barcelona ohne Piqué (gesperrt) sowie Rafinha und Sandro (beide verletzt), Arsenal ohne Cech, Wilshere, Cazorla, Oxlade-Chamberlain und Rosicky (alle verletzt). Verwarnungen: 32. Flamini (Foul). 35. Gabriel Paulista (Foul). 50. Alexis Sanchez (Foul). 79. Arda Turan (Foul). 85. Giroud (Reklamieren).

Resultate. Achtelfinals. Rückspiele: BAYERN MÜNCHEN – Juventus Turin 4:2 n.V. (2:2). FC BARCELONA – Arsenal 3:1 (Hinspiel 2:0). – Am Dienstag: MANCHESTER CITY – Dynamo Kiew 0:0 (Hinspiel 3:1). ATLETICO MADRID – PSV Eindhoven 0:0 n.V. (Hinspiel 0:0), Atletico 8:7-Sieger im Penaltyschiessen. – Bereits zuvor im Viertelfinal: Real Madrid, VfL Wolfsburg, Paris St. Germain, Benfica Lissabon. – Auslosung Viertelfinals am Freitag (12.00 Uhr) in Nyon.

Nächster Artikel