Zur Einstimmung auf Spieltag Nummer 7 zählen wir heute ein bisschen Erbsen. Achtung: nur noch heute und Freitag Doppelbelastung mit Anpfiff 18.00 und 20.45 Uhr; anschliessend nur noch Spättermine!
Versprochen ist versprochen. Was einige Experten im Hinterhof am Mittwoch bewegte, hier beantwortet:
1. Ja, es fallen mehr Tore bei dieser Euro als zuletzt. Nach einem guten Drittel der Spiele sind es 2,67 Tore pro Partie (12 Spiele/32 Tore). Dass liegt über dem Gesamtschnitt von jeweils 2,48 bei den Turnieren 2008 (total: 77 Tore) und 2004 (77) und leicht unter der Euro 2000 mit 2,74 Toren pro Partie (total: 85). Kein Vergleich jedenfalls mit 1996 und den schlappen 64 Toren (Schnitt: 2,06).
2. Ja, es fallen mehr Kopfballtore. Ziemlich genau doppelt so viele, wie vor vier Jahren. Damals waren es 15 von 77 Toren (19,5 Prozent). In Polen und der Ukraine sind bis anhin 12 der 32 Tore (37,5 Prozent) mit dem Schädel erzielt worden, einige Treffer darunter ganz prachtvolle Exemplare (Schewtschenko, Pepe, Gomez). Über die Ursachen darf nun weiter leidenschaftlich debattiert werden. Zur Wahl stehen: «Standards werden immer wichtiger» (Standardspruch von Christian Gross), oder: «Flanken sind heute wie Schüsse» (Pascal Zuberbühler).
Noch ein bisschen Erbenszählerei gefällig? Bitteschön. Der Goalie mit den meisten Paraden: Vyacheslav Malafeev (Russland/11) vor Stephan Andersen (Dänemark/10). Bei den Torvorbereitern führt Andrei Arshavin (Russland/3) vor Bastian Schweinsteiger (Deutschland/2). Am häufigsten aufs Tor geschossen hat, allerdings vergeblich, der portugiesische Gockel Cristiano Ronaldo (8). Seine Mannschaft führt auch die Teamwertung an (19). Am häufigsten Foul gespielt haben die Tschechen (41 Fouls), aus deren Reihen auch der Spieler mit den meisten Fouls kommt (Milan Baros/8). Mit Abstand am meisten Fouls eingesteckt haben die Griechen (45), wozu die 12 Fouls an Spitzenreiter Giorgos Karagounis beigetragen haben, was unweigerlich zur These führt, dass da auch ein bisschen Altersschwäche eines 35-Jährigen zum Tragen kommt.
Kommen wir aber zum Wesentlichen des Tages: Die zweite Runde in Gruppe C. Um 18.00 Uhr Italien–Kroatien in Posen. In der azurblauen Ecke: Die homophobe Hohlnuss Antonio Cassano («Schwule in unserer Mannschaft? Ich hoffe nicht! Aber wenn es Schwule gibt, dann ist es ihr Problem»). In der rotweisskarierten Ecke: der kroatische Einschädler Mario Mandzukic (zwei Kopfballtore).
Anschliessend: Spanien–Irland (20.45 Uhr) und die Beantwortung der Frage, ob uns der Welt- und Europameister ein weiteres Mal gedenkt auf die Probe zu stellen mit einem Angriff ohne nominelle Stürmer. Zur hitzigen Taktikkritik, die in Spanien geführt wird, ein sachlicher Beitrag des überaus geschätzten Sachverständigen Vicente Del Bosque aus dem Innersten des Teamquartiers im polnischen Gniewino: «Ich glaube nicht, im Besitz absoluter Wahrheit zu sein.» Und ausserdem: «Was würde denn vom Fussball übrig bleiben, wenn man ihm die Debatten nehmen würde?» Eben.
PS: Heute ist ein guter Tag, dem Hinterhof einen Besuch abzustatten. Allein schon wegen der Dachterrasse, den argentinischen Freunden dort am Grill (iChe qué lomo!), dem absehbaren Sonnenuntergang in Panoramaqualität und weil es einfach ein entspannter Ort zum Fussballschauen ist, wenn man denn gerne Gesellschaft dabei hat.
PPS: Keine Panik. Die nächsten Tagen sollen ja den Prognosen zufolge ebenso hinterhof- und dachterrassentauglich sein.