Das Logo auf der Frontfassade des prestigeträchtigen Ergänzungsbaus des Bündner Kunstmuseums wird entfernt. Der Grund: Es besteht aus deutschen Wörtern – ein sprachpolitischer Fauxpas im dreisprachigen Kanton und ein Verstoss gegen das kantonale Sprachengesetz.
Die Beschriftung hatte schon vor der feierlichen Eröffnung des 28-Millionen-Franken-Baus im Juni 2016 für Irritation bei den Bündner Sprachminderheiten gesorgt. «Bündner Kunst Museum Chur» stand – grafisch zu einem Rechteck angeordnet – prominent auf der Eingangsfassade des Vorzeigebaus. Entsprechungen in Romanisch oder Italienisch fehlten, auf der Front und auf den drei anderen Seiten auch.
Sprachpolitisch unsensibel sei das, hiess es damals seitens der Sprachverbände Lia Rumantscha und Pro Grigioni Italiano. Zudem verstosse die einsprachige Beschriftung gegen die Verordnung zum Bündner Sprachengesetz, gemäss der Anschriften an kantonalen Gebäuden in Chur in allen drei Kantonssprachen zu halten sind.
Keine Beschriftung sondern Logo
Die Beschriftung des Neubaus sei kein Text, sondern ein grafisches Logo und das Gebäude sei damit genaugenommen gar nicht angeschrieben, verteidigte damals der oberste Bündner Baumeister, Regierungsrat Mario Cavigelli (CVP), die sprachliche Monokultur. Da das Logo aber nicht zwingend als ein solches erkennbar sei, werde nachgebessert, versprach er.
Der Plan sah vor, die Schriftzüge «Museum d’art dal Grischun» und «Museo d’arte dei Grigioni» nachträglich an je einer Seitenwand des Gebäudes anzubringen. Daraus wird nun aber doch nichts, wie der Kanton am Donnerstag mitteilte. Offenbar kann das Logo grafisch nicht zufriedenstellend gestaltet werden in rätoromanischer und italienischer Sprache.
Die Lösung des Kantons für das grafisch-sprachpolitische Dilemma ist pragmatisch: Die sprachdiskriminierende Wort-Bild-Marke wird von der edlen Fassade entfernt. Unklar ist, ob das der letzte Streich ist bei der diffizilen Museumsbeschriftung.
Zwar wird das Amt für Kultur den kommunikativen Auftritt des Kunstmuseums überarbeiten, was das Logo anbelangt. Die Neufassung soll den drei kantonalen Amtssprachen Rechnung tragen. Ob, wie und wo das politisch korrekte Logo auf dem Museum prangen wird, ist aber offen.