Im Kanton Basel-Stadt können künftig Kinder ohne genügende Deutschkenntnisse noch vor dem Kindergarteneintritt zum Besuch eines Förderangebots verpflichtet werden: Die Regierung hat am Dienstag die Einführung dieser Regelung auf kommendes Schuljahr beschlossen.
Basel-Stadt hat 2009 als erster Kanton flächendeckend die sprachliche Frühförderung von Dreijährigen samt selektivem Obligatorium beschlossen. Nach erfolgreichen Probeläufen soll nun das entsprechende Verfahren ab 2013 eingeführt werden, wie die Regierung mitteilte.
Obligatorisch für Schwächere
Gemäss der Regelung werden Kinder mit ungenügenden Sprachkomptenzen schon vor Kindergartenbeginn systematisch erfasst. Der Kanton finanziert ihnen dann an zwei Halbtagen pro Woche den Besuch eines familienexternen Förderangebots. Damit auch die Kinder teilnehmen, die dies besonders nötig haben, gilt ein selektives Obligatorium.
Die Auswahl der Kinder, die vom Obligatorium erfasst werden, erfolgt aufgrund eines von der Universität Basel entwickelten Fragebogens. Alle Eltern, deren Kinder 18 Monate vor dem Eintritt in den Kindergarten stehen, müssen den Fragebogen ausfüllen.
Bussen bei Nichtbeachten
Wie sich gezeigt habe, schätzten selbst Eltern mit keinen oder wenig Deutschkenntnissen den Sprachstand ihrer Kinder mit Hilfe des Fragebogens ausserordentlich genau ein, heisst es in der Mitteilung. An Informationsanlässen bieten zudem Übersetzer Hilfe vor Ort an. Auf freiwilliger Basis sei das Verfahren vier Jahre lang erprobt worden.
Das Obligatorium verpflichtet nun Eltern von Kindern mit zu wenig Deutschkenntnissen, mit Hilfe von Vermittlungsstellen einen Platz in einer Spielgruppe, einem Tagesheim oder einer Tagesfamilie zu suchen. Eltern, die den Fragebogen nicht ausfüllen oder dem Verpflichtungsentscheid trotz Mahnung nicht nachkommen, müssen mit einer Busse rechnen.
Rund 440 Kinder jährlich
Von den rund 1700 Kindern eines Jahrgangs dürften etwa 440 Kinder vom Obligatorium betroffen sein, schätzt die Regierung aufgrund der Probephase. Für die allermeisten von ihnen gebe es heute schon Förderplätze. Die meisten würden Spielgruppen besuchen, die die Elternbeiträge direkt dem Erziehungsdepartement in Rechnung stellen könnten.
Der Tarif von 15.25 Franken pro Stunde und Kind sei kostendeckend und deutlich mehr, als Spielgruppen üblicherweise von Eltern verlangen könnten. Darum will die Regierung auch keine direkten Beiträge an die Miet- und Personalkosten der Spielgruppen leisten, wie dies ein SP-Vorstoss verlangt hatte.
Vergünstigte Spielgruppen
Mit dem Obligatorium hat der Grosse Rat 2009 auch eine abgestufte Vergünstigung der Spielgruppentarife für einkommensschwache Familien beschlossen. Diese wird schon seit 2010 für Kinder ein Jahr vor dem Kindergarteneintritt gewährt. Nun weitet die Regierung, unabhängig vom Sprachstand der Kinder, die Vergünstigung auf zwei Jahre vor dem Eintritt aus.
Diese Ausweitung lasse sich mit dem vom Parlament bewilligten Kreditrahmen finanzieren, heisst es in der Mitteilung. Für das Sprachförderprojekt hatte der Grosse Rat 2009 einen Kredit von 1,9 Millionen Franken jährlich bewilligt.