Tausende Zuschauer haben am Freitag den traditionellen Kinderfest-Umzug durch die St. Galler Innenstadt verfolgt. Farbenprächtig und elegant präsentierte sich das Defilee der Kinder und Jugendlichen. St. Galler Stickerei steht wieder hoch im Kurs.
Böllerschüsse hatten das Fest um 6 Uhr angekündigt. Ab 8 Uhr standen der Verkehr und das Geschäftsleben still: Begleitet von zahlreichen Musikkorps aus der Region, zogen die Schulkinder in Reih und Glied durch die Innenstadt. An der Spitze marschierten wie immer Tambouren und die Delegation der Direktion Schule und Sport.
St. Galler Stickerei, wie sie Jahrzehnte lang zum Fest gehörte, liegt wieder im Trend: Schülerinnen und Lehrerinnen in eleganten hellen Röcken, bestickte Sonnenschirme und Girlanden prägten das Bild. Dazu trugen auch Textilfirmen aus der Region bei.
Die Kreationen entstanden zum Teil in Zusammenarbeite zwischen Schulen und Firmen. Die Schülerinnen und Schüler lernten so die Ostschweizer Textilbranche kennen und erhielten Einblick in die Vielfalt der textilen Erzeugnisse und die Berufe dahinter.
Weltweit verwebt
Farbenfroh mit Fähnchen, Windrädern, Luftballons und in bunten Sonnenhüten marschierten die Kleineren. Mit im Umzug waren auch die Waldschule und die International School. Das Motto «weltweit verwebt» passte bestens, und das Publikum applaudierte.
Auf den Umzug folgte ein Volksfest mit Darbietungen der Schulhäuser sowie Spiel und Plausch auf dem Kinderfestareal auf dem Rosenberg. Nicht fehlen durften die Bratwürste: Diese sind am Kinderfest extra gross (220 Gramm) und übertreffen gar die Olma-Bratwürste. 30’000 Bratwürste werden jeweils gegessen.
Seit 1824
Das Kinderfest findet seit 1824 statt. Es ging aus verschiedenen noch älteren Festbräuchen hervor, etwa einem Gregorius- und einem Rutenfest. Bis 1909 nahmen auch Kadetten und Artillerie am Umzug teil. Daran erinnern heute noch die morgendlichen Böllerschüsse aus einer alten Kanone.
Die Blüte der St. Galler Textil- und Stickerei-Industrie Mitte des 19. Jahrhunderts widerspiegelte sich am Kinderfest in farbenfrohen und edlen Kleidern; Schulkinder und Zuschauer trugen die neuesten Modekreationen.
Mit dem Ersten Weltkrieg ging diese Blüte abrupt zu Ende. Das Kinderfest ruhte bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Danach wurde die Tradition in modernisierter Form wieder aufgenommen. Seit den 1970-er Jahren findet das Fest alle drei Jahre statt.