Staat kämpft gegen Alu-Grills

Einweggrills hinterlassen überall verbrannte Erde. Das ist teuer – und unnötig, finden die Verantwortlichen in der Verwaltung. Nun wollen sie Grossverteiler mit Gesprächen dazu bringen, Billig-Grills aus dem Sortiment zu nehmen.

Für 5.95 Franken ist dieser Einweggrill erhältlich – die Schäden, die er anrichten kann, kosten ein Vielfaches. (Bild: Livio Marc Stöckli)

Einweggrills hinterlassen überall verbrannte Erde. Das ist teuer – und unnötig, finden die Verantwortlichen in der Verwaltung. Nun wollen sie Grossverteiler mit Gesprächen dazu bringen, Billig-Grills aus dem Sortiment zu nehmen.

Eigentlich müsste sich LDP-Grossrat Heiner Vischer noch bis im Herbst gedulden. Erst dann wird er in einer Grossratssitzung eine Antwort auf die Frage erhalten, ob die Regierung mit den Grossverteilern Gespräche führen kann, um sie dazu zu bewegen, Einweggrills aus dem Sortiment zu nehmen. Diese und weitere Fragen zum Thema stellt er in einer Interpellation mit dem Betreff «Schäden in Parkanlagen».

Die Frage kann hier allerdings jetzt schon beantwortet werden – und zwar mit einem deutlichen Ja: Vertreter der Abteilung Kantons- und Stadtentwicklung und der Stadtgärtnerei haben für den Spätsommer einen Termin mit Coop vereinbart, bei dem es genau um dieses Thema gehen wird. Dies bestätigt der stellvertretende Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Peter Gautschi der TagesWoche.

Ziel I: Lange Grill-Beine

Der staatliche Kampf gegen Billig-Grills hat allerdings lange vor Heiner Vischers politischer Intervention begonnen: Bereits seit vier Jahren sind die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei dabei, Grillierende im öffentlichen Raum aufzuklären. Zunächst wurden Grillbotschafter in Parks und an den Rhein geschickt, inzwischen weisen Schilder und Flyer auf die Gefahren der Alu-Grills hin.

«Steht Ihr Grill auf Rasen oder Asphaltbelag, muss die Grillschale mindestens 30 Zentimeter vom Boden entfernt sein», heisst es da. Doch genau diese Regel wird so gut wie nie eingehalten – wie auch? Der Alu-Grill von Coop für 5.95 Franken beispielsweise verfügt nur über ein kurzes Gestell, von Beinen kann keine Rede sein. Ein solches Gestell bringe gar nichts, sagt Yvonne Aellen von der Stadtgärtnerei.

«Der Gebrauch dieser Grills führt dazu, dass nicht nur der Grashalm verbrennt, sondern auch die Wurzel darunter», sagt sie. Täglich entdeckten ihre Kollegen neue Flecken. Diese zu reparieren sei umständlich und teuer. Heiner Vischer schreibt, die laufenden Reparaturen der Brandlöcher würden die Stadtgärtnerei jährlich 150’000 Franken kosten. Yvonne Aellen bestätigt diese «Schätzung».

Ziel II: Bussen wie bei Littering

Von einem Verbot solcher Grills, wie dies der Liberale Vischer geprüft haben möchte, wollen die Verantwortlichen der Verwaltung trotz aller Unannehmlichkeiten nichts wissen. Oder besser gesagt: noch nicht, weil die Behörden eine neue Regelung auch gar nicht für nötig halten. Peter Gautschi von der Abteilung Stadtentwicklung sagt: «Alu-Grills und die Art, wie sie verwendet werden, sind eine von diversen Auswüchsen einer feststellbaren Gleichgültigkeit gegenüber dem, was uns allen gehört. Dagegen kann man mit bestehenden Verboten und deren Durchsetzung vorgehen, aber auch durch die Förderung eines Kulturwandels.»

Eine dieser bestehenden Möglichkeiten werde bereits praktiziert, wenn auch nur vereinzelt, sagt Yvonne Aellen: «Brandlöcher auf öffentlichem Boden gelten als Sachschaden», sagt sie. Der Weg, einen Grillierenden zu büssen, sei aber kompliziert, da der Verstoss nicht im Ordnungsbussenkatalog enthalten sei. Für die Polizei bedeutet das: Sie muss jedes Mal einen Strafantrag einreichen und kann nicht einfach vor Ort eine Busse ausstellen.

Anders sieht das bei Verstössen wie beispielsweise Littering aus. Erwischt die Polizei jemanden in flagranti, kann sie an Ort und Stelle eine Busse schreiben. Das soll künftig auch bei Grillsündern möglich sein: Derzeit werde geprüft, ob die Beschädigung von Rasen durch Grillieren in den Ordnungsbussenkatalog aufgenommen werden kann, sagt Yvonne Aellen.

Ziel III: Anständiges Verhalten

Dennoch: Der Dialog steht für die Verwaltungs-Mitarbeiter im Vordergrund. Das sagte kürzlich bereits Stadtentwickler Thomas Kessler in der TagesWoche, wo er bedauerte, dass die Mediterranisierung in Basel erst im Sinne des Draussenlebens angekommen sei, bei den «sozialen Umgangsformen» aber noch grosser Handlungsbedarf bestehe: «Groteske Primitivheit wie die Benutzung von benzinentzündeten Alu-Einweggrills auf dem damit zerstörten Rasen zeigt deftige Kulturdefizite an, die nicht mit Verboten, sondern mit Aufklärung und Diskurs angegangen werden müssen», sagte Kessler.

Bisher konnte mit Aufklärung allerdings wenig erreicht werden: Der Trend, einen billigen Alu-Grill zu verwenden, hält an, wie ein Spaziergang durch die Stadt an schönen Abenden zeigt. Wenn die Parlamentarier dann über Vischers Vorstoss diskutieren und die Delegierten der Verwaltung mit Coop sprechen, ist möglicherweise bereits Herbst – und das Problem vom Tisch. Bis zum nächsten Frühling.

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