Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag eine einjährige Haftstrafe für Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi gefordert. Dem Medienmogul wird Beihilfe zur Veröffentlichung von abgehörten Telefongesprächen vorgeworfen.
Die Rechtsanwälte Berlusconis forderten den Freispruch ihres Mandanten, weil die Vorwürfe gegen ihn ihrer Ansicht nach haltlos sind. Berlusconi steht mit seinem jüngeren Bruder vor Gericht. Für Paolo Berlusconi forderten die Staatsanwälte eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten.
Die Anschuldigungen stehen in Zusammenhang mit Ermittlungen in einem Finanzskandal aus dem Jahr 2005. Damals waren Unregelmässigkeiten beim Streit um die Übernahme der Bank Antonveneta aufgetreten, bei dem italienische Interessenten der niederländischen Bank ABN Amro und der spanischen Finanzgruppe BBVA gegenüberstanden.
Im Zuge der Ermittlungen war ein Telefongespräch zwischen dem Chef des mitbietenden italienischen Versicherungskonzerns Unipol, der der politischen Linken in Italien nahesteht, und dem Linkspolitiker und Ex-Aussenminister Piero Fassino abgehört worden.
Die geheimen Aufzeichnungen wurden dann in der Zeitung „Il Giornale“ veröffentlicht, die politisch hinter Berlusconi steht. Berlusconi wird verdächtigt, seinem Bruder das abgehörte Telefongespräch zur Veröffentlichung zugeschanzt zu haben, um Fassino in Schwierigkeiten zu bringen.
Zwei weitere Prozesse
Gegen Berlusconi läuft noch der sogenannte Ruby-Prozess, bei dem der Ex-Premier wegen Sex mit einer Minderjährigen und Amtsmissbrauch angeklagt ist. Mit einem Ende des Prozesses ist im Februar zu rechnen.
Im sogenannten Mediaset-Prozess war Berlusconi wegen Steuerdelikten zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Er reichte Einspruch gegen das Urteil ein. Der Berufungsprozess beginnt am 18. Januar.