Die Serie von Mordanschlägen auf Staatsbeamte im Osten Libyens reisst nicht ab. In der nordöstlichen Stadt Derna tötete am Samstag eine Bombe den Generalstaatsanwalt des Nachbarbezirks Al-Dschabal al-Achdar, Mohammed al-Naas.
Der Sprengsatz detonierte, als Al-Naas seinen Wagen starten wollte und den Zündschlüssel im Schloss umdrehte, wie die Tageszeitung «Libyan Herald» am Sonntag berichtete.
In der östlichen Metropole Bengasi erschossen Unbekannte aus einem vorbeifahrenden Fahrzeug zwei Kriminalbeamte. Erst am Freitag war in Bengasi ein Offizier der Stadtwache erschossen worden. Ein hoher Geheimdienstoffizier war in der selben Stadt seinen Verletzungen erlegen, die er bei einem Bombenanschlag Mitte der Woche erlitten hatte.
Seit dem Sturz und Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor zwei Jahren ist in Libyen keine Ruhe eingekehrt. Milizen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen, kriminelle Banden und militante Islamisten verunsichern das Land.
Warnung ans Ausland
Angesichts der anhaltenden Gewalt warnte Libyens Ministerpräsident Ali Seidan vor einer ausländischen Intervention. «Die internationale Gemeinschaft kann nicht einen Staat in der Mitte des Mittelmeers akzeptieren, der eine Quelle der Gewalt, des Terrors und von Mord ist», sagte Seidan am Sonntag. Mit Verweis auf das Beispiel des Iraks warnte er vor einer «Intervention ausländischer Besatzungstruppen», um die herrschende Gewalt der Milizen zu beenden.
Der Regierungschef rief die Bürger auf, gegen die Macht der Milizen auf die Strasse zu gehen und den Aufbau der Armee und Polizei zu unterstützen. Seidan, der im Oktober kurzzeitig von Milizen entführt worden war, appellierte an das Verständnis der Bevölkerung, dass der Aufbau des Staates weiter Zeit brauche.