Nach etwelchen Wirren hat Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann am Mittwoch Mauro Dell’ Ambrogio als seinen neuen «Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation» ab 1. Januar 2013 präsentiert.
Mauro Dell’ Ambrogio (59) sei als sein neuer Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation «bestimmt nicht dritte Wahl», protestierte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann am Mittwoch in Bern vor den Medien: Auch der nun vom Gesamtbundesrat akzeptierte Kandidat habe es nämlich bei der sehr sorgfältigen Evaluation «auf die Shortlist mit nur noch fünf Personen» geschafft. Dell’ Ambrogio sei «fachlich und menschlich eine gute Lösung», versicherte der freisinnige Bundesrat.
Fest steht dennoch, dass Schneider-Ammann auf seiner Wunschliste für den wichtigsten Funktionär in seinem Departement noch zwei Namen vor jenem des Tessiners stehen hatte: Isabelle Chassot und Roman Boutellier. Doch die Freiburger Erziehungsdirektorin hatte schon früh und dezidiert abgesagt. Und Boutellier, der als ETH-Professor in Zürich arbeitet und zudem den Verwaltungsrat in Schneider-Ammanns ehemaliger Firma Ammann-Group präsidiert, scheiterte im Bundesrat grandios.
Dass diese, seine peinliche, personalpolitische Niederlage allsogleich publik geworden war, ärgerte den Bundesrat masslos. Auch am Mittwoch gab er seiner Entrüstung über die Indiskretion erneut Ausdruck. Er dankte Boutellier, dass dieser sich zur Verfügung gestellt hätte. Und er betonte, auch mit Dell’ Ambrogio werde er sicher «gut zusammenarbeiten können».
Von der Polizei ins hohe Bildungsamt
Das wird auch dringend nötig sein: Dell’ Ambrogio muss ab 1. Januar 2013 im Departement Schneider-Amman, das dann neu «Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF)» heissen wird, die beiden Amtsstellen für Berufsbildung und Technologie (BBT), sowie das Staatssekretariat für Bildung und Forschung zusammenfügen, das er schon jetzt leitet.
Der Staatssekretär wird somit neuer Staatssekretär. Doch für die heikle neue Aufgabe bringt der Mann aus Giubiasco eine lange und breite Erfahrung mit: 1953 geboren, studierte er später in Zürich Recht, wurde mit erst 25 Bezirksrichter von Bellinzona und hatte da auch schon als Freisinniger im Gemeinderat politisiert. Dell’ Ambrogio war knapp 30, als er das Kommando der Tessiner Kantonspolizei übernahm.
Couchepins Überraschungscoup
Später arbeitete der nicht unumstrittene Karriere-Turbo als Generalsekretär im Tessiner Bildungsdepartement, führte eine Spitalgruppe und wurde Direktor der Tessiner Fachhochschulen. Von 1992 bis 2004 war er auch Gemeindepräsident in Giubiasco. Dell’ Ambrogio ist verheiratet und hat sechs eigene und adoptierte Kinder. Eine seiner Töchter starb 2010 bei einen tragischen Bergunfall erst 27-jährig. Die Familie Dell’ Ambrogio lebt heute in Giubiasco.
Und in Gümligen bei Bern: Anfang 2008 nämlich holte der freisinnige Innenminister, Bundesrat Pascal Couchepin, den freisinnigen Tessiner als Staatssekretär für Bildung und Forschung in sein Departement nach Bern. Das war damals ein veritabler Überraschungscoup. Doch der ebenso zurückhaltende wie zielstrebige Dell’ Ambrogio zeigte sich – bei aller Kritik – seiner Aufgabe gewachsen. Jetzt kann er – mit leichter Verzögerung – nochmals eine neue Herausforderung anpacken.