Die Wechselkursvorteile durch die Frankenstärke kommen verzögert bei den Schweizer Konsumenten an. Weil die Preisdifferenzen nach wie vor gross seien, will die Wettbewerbskommission (WEKO) weiterhin für Druck sorgen.
Derzeit laufen fünf Verfahren der WEKO wegen fehlender Weitergabe von Währungsvorteilen. Betroffen sind der Autohersteller BMW, der Musikvertrieb, die Garantiepolitik der Kaffeeautomaten-Herstellerin Jura, Kosmetikprodukte sowie der Sanitärgrosshandel, wie die WEKO an ihrer Jahresmedienkonferenz vom Dienstag in Bern mitteilte.
Bereits wegen Behinderung von Parallelimporten mit 12,5 Mio. Fr. gebüsst wurde der japanische Kamerahersteller Nikon. In Sachen Frankenstärke hat die WEKO zudem 6 Vorabklärungen und 14 Marktbeobachtungen eingeleitet, wovon unter anderen die Sportschuh-Produzenten Adidas und Nike betroffen sind.
Die Debatte um die Weitergabe von Wechselkursvorteilen sei kein Sturm im Wasserglas gewesen, hielt WEKO-Direktor Rafael Corazza fest. Die Lage habe sich durch den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken zwar etwas entschärft. „Wir haben aber nach wie vor grosse Preisdifferenzen“, sagte Corazza. Weitere Verfahren seien möglich.
400 Meldungen
In ihrer Arbeit stützte sich die WEKO auch auf rund 400 Beschwerden von Konsumentinnen und Konsumenten sowie Unternehmen, die sich über nicht gewährte Preisreduktionen trotz veränderter Wechselkurse beschwerten. Davon betrafen 56 die Preise von Kleidern, 47 Zeitschriften und 42 Autos respektive Motorräder.
94 Prozent der Meldungen seien beantwortet oder insbesondere im Fall der Zeitschriften an den Preisüberwacher weitergeleitet worden. Viele Beschwerden seien unbegründet gewesen. So stellte die WEKO laut Jahresbericht etwa bei Nivea-Creme weniger hohe Preisdifferenzen fest, als geltend gemacht worden seien.
Stark beansprucht wurde die WEKO im letzten Jahr auch bei den Kooperationen zum Bau und Betrieb von Glasfasernetzen. Die meisten Vorhaben zwischen den Elektrizitätswerken und der Swisscom seien gemäss den Einwänden der WEKO zugunsten der Konsumenten angepasst worden, hiess es. Bei einzelnen Kooperationen sind die Diskussionen noch im Gang.
WEKO-Präsident Vincent Martenet strich zudem die verhängten Bussen gegen 17 Unternehmen hervor, die sich bei öffentlichen Aufträgen im Strassen- und Tiefbau im Kanton Aargau abgesprochen haben. Bei Uhrwerken habe die WEKO mit vorsorglichen Massnahmen gegen die Swatch Group den Wettbewerb geschützt.