Tausende Menschen haben am Dienstag der armenischen Opfer der Massaker vor 97 Jahren gedacht. In der armenischen Hauptstadt Eriwan zogen die Menschen seit dem Morgen in einer Prozession zu einem Mahnmal für die Opfer der Verbrechen im Osmanischen Reich und legten Blumen nieder.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut beteiligten sich ebenfalls tausende Armenier an Gedenkkundgebungen. Patriarch Aram I. sagte bei einem Gottesdienst in der grössten armenischen Kirche, die Türkei sei als Nachfolgerin des Osmanischen Reichs für „die Verbrechen gegen unser Volk“ verantwortlich.
In Ost-Jerusalem forderten hunderte Armenier vor dem türkischen Konsulat die Anerkennung der Massaker als Völkermord. In Istanbul beteiligten sich hunderte türkische, armenische und kurdische Demonstranten an einem Sit-in auf dem zentralen Taksim-Platz.
Sie erinnerten an die mehr als 200 armenischen Intellektuellen und Gemeindevertreter, die am 24. April 1915 von den Behörden des damaligen Konstantinopel festgenommen wurden – die Festnahme löste die späteren Gewalttaten aus.
Die Türkei und Armenien streiten seit Jahrzehnten über den Umgang mit den Massakern, bei denen je nach Zählung bis zu 1,5 Millionen Armenier getötet wurden. Ankara räumt zwar ein, dass mehrere hunderttausend Armenier getötet wurden, lehnt die Einstufung als Völkermord aber ab.
US-Präsident Barack Obama bezeichnete die Massaker am Dienstag als eines der „schlimmsten Gräuel des 20. Jahrhunderts“. Er rief zu einer „vollständigen, offenen und korrekten Anerkennung der Fakten“ auf. Wie schon in den Jahren davor vermied Obama den Begriff „Völkermord“.