Noch nie hat die Schweiz so viele landwirtschaftliche Güter exportiert wie im letzten Jahr. Mit 7,8 Milliarden Franken Exportvolumen erzielte sie 2010 gemäss dem neuesten Agrarbericht einen neuen Rekord. Wegen des starken Frankens droht nun aber wieder ein Gegentrend.
Der Druck auf die Preise von Landwirtschaftsgütern sei gestiegen, sagte Bernard Lehmann am Montag anlässlich der Veröffentlichung des Agrarberichts 2011 in Bern. Lehmann ist seit Juli Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW).
Die Exporte hätten sich um 15 Prozent verteuert. Die Produkte seien aber in unterschiedlichem Mass vom starken Franken betroffen. Bei diversen Spitzenprodukten habe die verkaufte Menge dank Preissenkungen gehalten werden können. Bei anderen Produkten sei die verkaufte Menge trotz tieferer Preise zurückgegangen.
Wettbewerbsfähigkeit leidet
Doch nicht nur der Export von Produkten aus der Landwirtschaft leidet unter dem starken Franken. Auch der Absatz im Inland kommt unter Druck, da die importierten Landwirtschaftsgüter – ob verarbeitet oder nicht – günstiger werden.
Die Menge importierter Landwirtschaftsprodukte könnte deshalb wieder ansteigen. In den vergangenen beiden Jahren blieb der Import mit je 11,5 Milliarden Franken stabil. Im Jahr 2008 waren es 12,2 Milliarden gewesen.
Die Verteuerung der Schweizer Landwirtschaft läuft der Vision zuwider, die Bernard Lehmann in der Landwirtschaftspolitik verfolgen will: Er möchte, dass sich die Landwirtschaft mit ihren Produkten und Leistungen in den Märkten bestmöglich positioniert und gleichzeitig wettbewerbsfähige Preise anstrebt.
Kosten senken dank effizientem Ressourceneinsatz
Es sei dabei dringend notwendig, die Kosten zu senken. Dazu brauche es neue Ansätze bei den Investitionen. Die effizientere Nutzung der Ressourcen ist für das BLW unabdingbar. So kann die Landwirtschaft auch die eigenen Ressourcen schützen.
Zur Nachhaltigkeit gehört auch, dass die Landwirtschaft den Ausstoss an Treibhausgasen verringert. Bis 2005 soll die Produktion von landwirtschaftlichen Gütern um ein Drittel erhöht, der Ausstoss von Treibhausgasen aber um ein bis zwei Drittel gesenkt werden.
Doch nicht nur die Schweizer Bauern sollen ihren Beitrag leisten, um die Vision des BLW zu realisieren. Einen Beitrag erwartet Lehmann auch von den Konsumenten. Sie sollen die nachhaltige Produktion in der Schweiz durch ihr Kaufverhalten unterstützen.
Labels fördern
Dies sollen sie auch beim Kauf von Importprodukten tun, indem sie Gütern den Vorzug geben, die nachhaltig produziert werden. Die Schweiz könne dabei durchaus ihren Einfluss geltend machen, sagte Lehmann mit Verweis auf weltweite Importstatistik für Agrargüter, in der die Schweiz den 14. Rang belegt. Als Instrument zur Erreichung dieser Ziele stehen für Lehmann nationale und internationale Labels im Vordergrund.
Auf die Frage, ob er seine Vision eher mit den Regeln des Marktes oder mit staatlicher Regulierung und Subventionierung erreichen wolle, sprach sich Lehmann gegen eine Aufstockung der Subventionen aus.