Nicole Kidman gibt die monegassische Fürstin Gracia Patricia, Tim Roth deren Ehemann: «Grace of Monaco» eröffnet das 67. Filmfestival in Cannes. Ein glamouröser Start. Aber auch ein etwas holpriger.
Zum Auftakt gab es ein Skandälchen: Die monegassische Fürstenfamilie gab sich ob des Films pikiert und wollte der Festival-Eröffnung am Abend aus Protest fernbleiben. Was die Fürstenfamilie an «Grace of Monaco» so verärgert?
Das kann man schon in den ersten Szenen erahnen: Gracia Patricia, seit einigen Jahren mit Rainier verheiratet, ist tiefunglücklich, eine Gefangene im goldenen Käfig. Intrigen, das strenge Protokoll und vor allem ein Ehemann, der mit einer Staatskrise zu kämpfen und wenig Zeit für seine Frau hat, machen ihr zu schaffen.
Da scheint das Angebot von Regisseur Alfred Hitchcock für einen neuen Film in Hollywood äusserst verlockend. Die Karriere für die grosse Liebe aufgeben – das könnte sich auch die 46-jährige Nicole Kidman vorstellen, die Grace Kelly im Film verkörpert. «Da würde ich nicht einmal drüber nachdenken», sagte Kidman vor der Premiere.
Dennoch trübte das Hickhack mit der Fürstenfamilie auch ihre Freude, in Cannes mal wieder über den roten Teppich zu spazieren: «Es macht mich traurig.» Sie könne versichern, «mit Liebe» gespielt zu haben.
«Der Film will der Familie – und Gracia Patricia – nichts Böses», sagte Kidman: «Wenn die Familie den Film sehen würde, würde sie merken, wie viel Zuneigung wir ihnen (Rainier III. und Gracia Patricia) und ihrer Liebe entgegen bringen.»
Seltsam starre Mimik
Doch so viel Glamour der Film zum Festivalstart auch nach Cannes brachte – den Erwartungen kann «Grace of Monaco» nicht standhalten. Das Werk, das der französische Regisseur Olivier Dahan als Fiktion verstanden haben will, bleibt an der Oberfläche und schlingert unentschlossen zwischen seinen Erzählsträngen hin- und her.
Fokussiert mal auf die einsame Fürstin, mal auf die angespannten Verhandlungen in Hinterzimmern. Nicole Kidman scheint zudem nicht richtig in die Rolle der aufgewühlten Gracia Patricia zu finden.
Trotz der Dramatik, die von diesen Krisen ausgeht, wirken Mimik und Gestik der australischen Oscar-Preisträgerin meist seltsam starr und bemüht. Wirkliche Emotionen oder Nähe bauen sich so nicht auf.
Renommierte Regisseure
Einen Preis wird es dafür bei den Festspielen sowieso nicht geben, denn «Grace of Monaco» läuft in Cannes ausser Konkurrenz. Das Rennen um die begehrten Trophäen werden 18 andere Filme untereinander ausmachen, darunter die Werke von namhaften Regisseuren wie Jean-Luc Godard, David Cronenberg, Ken Loach und den Dardenne-Brüdern.
Wer davon mit der Goldene Palme ausgezeichnet wird, verkündet die neunköpfige Jury unter Vorsitz ihrer Präsidentin, der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion («The Piano»).
Sie freue sich auf Filme, die einen eigenen Rhythmus, eine einzigartige Sichtweise haben, erklärte Campion neben ihren Co-Juroren wie Sofia Coppola und Willem Dafoe. «Preise sind allerdings meist auch problematisch», sagte die 60-Jährige: «Die Filme, die man liebt, gewinnen oft nicht.»