Giulia Steingruber ist die Dominatorin der Europameisterschaften in Bern. Nach Gold am Sprung holt die 22-jährige Ostschweizerin auch am Boden erstmals in ihrer Karriere EM-Gold!
Das Meisterstück gelang Steingruber zum Abschluss der Titelkämpfe in Bern am Boden. Ihre mit Höchstschwierigkeiten gespickte Übung, die sie in dieser Form zum ersten Mal präsentierte, gelang ihr mit Bravour. Sogar ihr Trainer Zoltan Jordanov riss beide Arme in die Höhe, als Steingruber ihr Tageswerk vollbracht hatte.
15,200 Punkte waren der verdiente Lohn für Steingruber, die damit die ausverkaufte Allmend-Halle in Ekstase versetzte und erstmals in ihrer Karriere am Boden den Sprung aufs oberste Podest schaffte. 2014 in Sofia und 2015 in Montpellier hatte Steingruber jeweils Bronze geholt. Am Ende lag sie mehr als sechs Zehntel vor Elissa Downie aus Grossbritannien und Catalina Ponor aus Rumänien.
Bereits für den ersten Höhepunkt des Tages hatte Steingruber gesorgt. Im Sprung-Final wurde sie ihrer Favoritenrolle gerecht, wenn auch nur hauchdünn. 0,05 Punkte entschieden letztlich zugunsten der Schweizerin und gegen Elissa Downie, die als letzte der acht Finalistinnen zwei nahezu perfekte Sprünge zeigte und Steingruber arg in Bedrängnis brachte.
Steingruber war der Wettkampf im Gegensatz zur Qualifikation nicht perfekt geglückt. Nach dem einmal mehr tadellos geturnten Tschussowitina gelang ihr der Jurtschenko mit der Doppelschraube nicht nach Wunsch. Bei der Landung musste sie einen grossen Korrekturschritt vornehmen, womit sie insgesamt für beide Sprünge eine um knapp vier Zehntel tiefere Wertung als in der Qualifikation erhielt.
Für Steingruber war es der dritte EM-Titel am Sprung nach 2013 in Moskau und 2014 in Sofia. Insgesamt hat sie nun neun EM-Medaillen auf ihrem Konto, fünf davon sind goldene, nachdem sie im letzten Jahr in Montpellier im Mehrkampf triumphiert hatte.
Pech bekundete Ilaria Käslin, die am Schwebebalken als Vierte nur um 0,033 Punkte die Bronzemedaille verpasste. Die 18-jährige Tessinerin zeigte in ihrem ersten Gerätefinal der Karriere eine erneut starke Leistung, überzog die Übung aber um eine Sekunde, was sie einen Zehntel und damit die Medaille kostete. Bronze ging somit an Catalina Ponor, die dreifache Olympiasiegerin von Athen 2004. Gold holte überlegen Aliya Mustafina.
Am Stufenbarren holte die Britin Rebecca Downie Gold, welche die beiden Russinnen Daria Spiridonowa und Aliya Mustafina in die Schranken wies. Steingruber, die ohne reelle Chance auf eine Medaille in den Wettkampf stieg, belegte Rang 6.