Costa Rica, der Aussenseiter in der WM-Gruppe D, hat einen ehemaligen Weltmeister, Uruguay, bereits geschlagen. Heute Abend um 18 Uhr soll im Match gegen Italien der zweite Streich folgen.
.Nur 4,3 Millionen Einwohner zählt der kleine Staat Costa Rica, eingeklemmt zwischen Nicaragua und Panama. Doch ihre Fussballer haben am letzten Samstag mit dem 3:1 gegen Uruguay den Beweis geliefert, dass sie weit mehr sind als ein exotischer Punktelieferant. Die «Ticos» legten in ihrem Startspiel einen sauberen Auftritt hin, und sie verfügen in Joel Campbell über einen jungen Stürmer mit den Qualitäten eines Speedy Gonzales.
Am 26. Juni wird Campbell 22 Jahre alt, aber er hat bereits 34 Länderspiele absolviert. Schon vor drei Jahren war er von Arsenal unter Vertrag genommen worden, danach wurde er zum Sammeln von Erfahrungen an Lorient, Betis Sevilla und Olympiakos Piräus ausgeliehen. Und offensichtlich hat er schon einiges gelernt. Gegen Uruguay war er «Man of the Match», nachdem er ein Tor geschossen und eines vorbereitet hatte. Der Kolumbianer Jorge Luis Pinto, der Trainer Costa Ricas, ist jedenfalls überzeugt, dass sein pfeilschneller Angreifer auch gegen Italien Akzente setzen kann.
Costa Rica hat schon einmal an einer WM-Endrunde überrascht: 1990 in Italien stiess das Team nach Siegen gegen Schottland und Schweden in die Achtelfinals vor, wo es dann gegen die Tschechoslowakei ausschied.
Die Gefahr, dass die Italiener die Mittelamerikaner unterschätzen könnten, ist nach deren erstem Auftritt jedenfalls deutlich kleiner geworden. Den Mannen von Coach Cesare Prandelli steht aber wiederum eine heisse Angelegenheit bevor. Die Temperaturen in Recife, wo heute Freitag um 13.00 Uhr Ortszeit angepfiffen wird, spielen den Europäern nicht in die Karten. «Wir werden von den Bedingungen profitieren», ist Costa Ricas Mittelfeldspieler Christian Bolanos überzeugt, «wir sind es uns gewohnt, in der Hitze zu spielen.»
Aber die Italiener haben beim Dschungel-Test in Manaus beim 2:1-Sieg gegen England eindrücklich aufgezeigt, dass sie trotz Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit bestehen können. In Italien ist die Zuversicht dank diesem Spiel sprunghaft angestiegen. Das blamable Vorrunden-Out von 2010 soll in Brasilien vergessen gemacht werden. Der langjährige Captain Paolo Maldini traut seinen Landsleuten den Einzug in den Final zu: «Warum sollte das übertrieben sein?»
Vermutlich kehrt gegen Costa Rica Captain Gianluigi Buffon wieder ins Tor der Italiener zurück. Seine Knöchelverletzung scheint soweit ausgeheilt. Mit Ersatzmann Salvatore Sirigu stünde aber ein Goalie zur Verfügung, der ihn gegen England gut vertreten hat. Unsicher ist, ob der zuletzt angeschlagene Aussenverteidiger Mattia De Sciglio wieder in die Viererkette der Abwehr integriert werden kann. Angeschlagen ist zudem Innenverteidiger Andrea Barzagli.
Zweimal erst standen sich Costa Rica und Italien gegenüber, zuletzt vor 20 Jahren bei einem Testspiel in New Haven in den USA. Die Italiener, die schon das erste Aufeinandertreffen gewonnen hatten, siegten damals 1:0.