Steve Johnson schreibt am French Open einer der schönsten, und gleichzeitig traurigsten, Geschichten. Wenige Wochen nach dem plötzlichen Tod seines Vaters steht der Amerikaner in der 3. Runde.
Steve Johnson ist nicht irgendwer. Der 27-jährige Kalifornier hat in den letzten zwölf Monaten immerhin zwei ATP-Turniere gewonnen und ist am French Open als Nummer 25 gesetzt. Dennoch ging er nach seinem Zweitrundensieg gegen Borna Coric in die Knie und weinte hemmungslos. Allerdings nicht vor Glück. Am 11. Mai verstarb sein Vater, Steve senior, völlig überraschend im Schlaf. Bei der Pressekonferenz versagte seine Stimme. «Ich habe keine Gedanken, weiss nicht, was ich sagen soll», entschuldigte er sich.
Johnson hatte das Turnier in Madrid sausen lassen, war aber letzte Woche in Genf am Start und erreichte immerhin die Viertelfinals. Er könne nicht sagen, ob er eine Absage in Betracht gezogen habe. «Meine Mutter und meine Schwester, die gerade das College abgeschlossen hat, hatten die Europareise seit Jahren geplant.» Dass sie nun hier seien, mache es zugleich einfacher und härter.
Immerhin steht Johnson nach 2015 zum zweiten Mal in der 3. Runde von Roland Garros. Dort trifft er am Freitag auf den Geheimfavoriten Dominic Thiem. Der Österreicher stellte beim Dreisatzsieg gegen Simone Bolelli wohl einen persönlichen Negativrekord auf. Er vergab 24 von 30 (!) Breakchancen, geriet aber nach einem 0:3-Rückstand im ersten Satz nie mehr in Gefahr.
Nadal und Djokovic im Gleichschritt
Ohne Satzverlust erreichten auch die Topfavoriten Rafael Nadal und Novak Djokovic die 3. Runde. Der Spanier verlor gegen den Niederländer Robin Haase (ATP 46), im letzten Jahr Finalist in Gstaad, nur acht Games, ebenso wie Djokovic gegen den Portugiesen João Sousa (ATP 59). Die beiden dürften bis in die Viertelfinals kaum auf ernsthaften Widerstand treffen. Dort würde es Djokovic aber höchstwahrscheinlich mit Thiem oder dem Belgier David Goffin zu tun bekommen.
Einen herben Dämpfer erhielten die französischen Hoffnungen auf ein gutes Männerresultat (vom ersten Sieg seit Yannick Noah 1983 wagt sowieso kaum einer zu träumen). Im letzten Spiel der 1. Runde, das am Dienstagabend wegen Dunkelheit vertagt worden war, musste Jo-Wilfried Tsonga gegen Renzo Olivo bei 4:5 im vierten Satz gegen die Niederlage aufschlagen – und scheiterte prompt. Die Nummer 12 der Welt schied gegen den 80 Plätze schlechter klassierten Argentinier bei der zehnten French-Open-Teilnahme erst zum zweiten Mal nach seinem Debüt 2005 (gegen Andy Roddick) in der Startrunde aus.
Aus der Traum für Kvitova
In der 3. Runde steht dafür die Titelverteidigerin bei den Frauen. Garbine Muguruza wendete das Blatt gegen die Estin Anett Kontaveit, die beim WTA-Turnier in Biel erst im Final gescheitert war, nachdem sie mit einem Satz und einem Break im Rückstand gelegen hatte. Auch Kristina Mladenovic lässt die Franzosen weiterträumen. Nachdem sie in der 1. Runde wegen eines blockierten Rückens fast ausgeschieden wäre, zeigte sie sich beim Zweisatzsieg gegen Sara Errani, die Finalistin von 2012, deutlich verbessert.
Zu Ende ist hingegen das traumhafte Comeback von Petra Kvitova, deren Hand beim Überfall eines Einbrechers durch eine Messerattacke schwer verletzt worden war. Die Tschechin verlor in zwei Tiebreaks gegen die Qualifikantin Bethanie Mattek-Sands. Beim Matchball unterlief ihr ein Doppelfehler. «Ich bin trotz der Niederlage positiv überrascht von meinem Niveau. Es war ein guter Kampf, aber am Ende sah man halt schon die fehlende Matchpraxis.»