Stimmenkauf und Prügeleien bei Parlamentswahl in Ägypten

Beschwerden über massive Rechtsverstösse haben die letzte Phase der ägyptischen Parlamentswahl überschattet. Die ägyptische Organisation für Menschenrechte berichtete am Mittwoch über Ungereimtheiten im Umfeld der Wahlen.

Rund 14 Millionen Wähler wurden in Ägypten an die Urnen gerufen (Archiv) (Bild: sda)

Beschwerden über massive Rechtsverstösse haben die letzte Phase der ägyptischen Parlamentswahl überschattet. Die ägyptische Organisation für Menschenrechte berichtete am Mittwoch über Ungereimtheiten im Umfeld der Wahlen.

Kandidaten und ihre Anhänger hätten bei der dritten und letzten Etappe der Wahl bis zu 200 ägyptische Pfund (rund 30 Franken) pro Wählerstimme bezahlt. Bereits während der ersten zwei Wahlgänge hatte es vereinzelt Berichte über Bestechung an der Urne gegeben.

Die Wähler-Bestechung sei von lokalen Wahlbeobachtern unter anderem in den Provinzen Minia, Nord-Sinai, Süd-Sinai, Matruh und Dakahilija beobachtet worden.

Die staatliche Nachrichtenwebsite „Egynews“ meldete, die liberale Traditionspartei Wafd habe sich beschwert, weil Anhänger der neuen liberalen Ägyptischen Allianz in dem Sinai-Badeort Dahab angeblich 200 Pfund pro Wählerstimme bezahlt haben sollen.

Am Rande der Wahl wurden Schlägereien und Messerattacken aus Abstimmungsbezirken in den südlichen Provinzen Kena und Minia gemeldet.

Gewalttätige Auseinandersetzungen

Der Mittwoch war der zweite und letzte Tag der dritten Etappe der Parlamentswahl. Nach den beiden Wahlgängen in den ersten 18 Provinzen sieht es so aus, als würden die Muslimbrüder im ersten Parlament nach der Entmachtung von Präsident Husni Mubarak mit 30 bis 40 Prozent der Sitze die grösste Fraktion stellen. Dahinter folgt die radikal-islamische Partei des Lichts mit etwa 20 Prozent.

In der kommenden Woche steht dann in den neun Provinzen, in denen diesmal gewählt wurde, noch eine ebenfalls zweitägige Stichwahl an. Dabei wird dann entschieden, an wen die Sitze der Direktkandidaten in den Bezirken vergeben werden, in denen im ersten Wahlgang niemand die absolute Mehrheit erzielt hat.

Jassir Burhami, einer der geistlichen Führer der salafistischen Partei des Lichts, kritisierte nach Angaben der Kairoer Tageszeitung „Al-Masry Al-Youm“ vom Mittwoch den Vorsitzenden der Partei, Emad Abdul Ghaffur. Dieser habe eine Koalition mit liberalen Parteien nicht ausgeschlossen.

Der einflussreiche Kleriker sagte: „Die Partei des Lichts darf nur eine Koalition mit Parteien eingehen, die auf dem Weg des Rechts sind und das Gesetz Gottes anwenden.“

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