Stöck Wys Stich oder Tinker Tanker Soldier Spy – So wird der Hildebrand gelöscht

Geheimdienste arbeiten mit Falschinformationen, Bespitzelungen,  Menschenjagden. Wenn Sie, angesichts der letzten Manipulationen von Information und Informationsträgern das Gefühl beschleicht, Sie verstehen die Welt nicht mehr, helfen Agententhriller: Sie schildern uns die Welt so lange unentwirrbar kompliziert, bis unmittelbare Erleichterung einsetzt, wenn endlich zum Schluss der Böse entlarvt wird. Der also war’s! Der hat die Mail […]

Geheimdienste arbeiten mit Falschinformationen, Bespitzelungen,  Menschenjagden. Wenn Sie, angesichts der letzten Manipulationen von Information und Informationsträgern das Gefühl beschleicht, Sie verstehen die Welt nicht mehr, helfen Agententhriller: Sie schildern uns die Welt so lange unentwirrbar kompliziert, bis unmittelbare Erleichterung einsetzt, wenn endlich zum Schluss der Böse entlarvt wird. Der also war’s! Der hat die Mail geschrieben! „König, Dame, As, Spion“?

Geheimdienste arbeiten mit Falschinformationen, Bespitzelungen,  Menschenjagden. Wenn Sie, angesichts der letzten Manipulationen von Information und Informationsträgern das Gefühl beschleicht, Sie verstehen die Welt nicht mehr, helfen Agententhriller: Sie schildern uns die Welt so lange unentwirrbar kompliziert, bis unmittelbare Erleichterung einsetzt, wenn endlich zum Schluss der Böse entlarvt wird. Der also war’s! Der hat die Mail geschrieben! „König, Dame, As, Spion“?

Darin ist Kunst oft heilsamer als die Wirklichkeit – im Erleichtern. Die Wirklichkeit lässt uns los, wenn wir sicher sind, den Bösen gefunden zu haben. Der Böse wird fallen gelassen. Die Sache ist erledigt. Wirklich? Kunst ist da oft nachhaltiger. Und, wenn sie uns nicht los lässt, macht das sogar Spass. Wie der Film ist Tomas Alfredson: „Dame, König, As, Spion“.

Alfredson kannte ich in Schweden als Teil der schrägen  Komikertruppe „Killinggänget“ und als Theaterregisseur. Dann überraschte er mich mit einem ebenso skurillen Kurzfilm, dann einem „Vampirfilm“ über einen einsamen Jungen. „Låt den rätte komma in”  (Let the right one in). Jetzt folgt „Dame, König, As, Spion“, eine Agentengeschichte über den britischen Geheimdienst –  nach dem Roman eines ehemaligen Mitgliedes der Britischen Abwehr, John LeCarré. Es gab den Roman schon einmal als Film mit Alec Guiness. Und als Serie. Eine Remake einer Serie? Nein! „Dame, König, As, Spion“ ist weit mehr!

Das fängt schon mit dem Cast an: Da spielt sich Gary Oldman ganz nah vors Oscar-Goal. Und trifft auf ein betreits Oscargekröntes Haupt: Colin Firth, von weiteren britischen Könnern umgeben. Allein Gäbe es einen Oscar fürs Ensemble-Spiel: Das hier wäre Kandidat Nummer eins. 

John LeCarré, der Meister, gab den Freipass: „Macht einen Film! Filmt nicht das Buch ab!“ Das hat Alfredson getan! Meisterhaft! Kein Bild zu viel. Jede Einstellung gefüllt, manchmal sogar überfüllt. Nicht alles erschliesst sich sofort. Aber welcher Krimi-Aficionado will das schon? Der Film ist für Verschwörungs-Junkies. Bis in die letzte Einstellung dürfen Sie Wetten abschliessen, wer der Böse ist, wer es nicht sein kann. Wer Informant ist. Wer bloss Scheininformant. Wer nur so tut, als sei er für uns. Damit er einen anderen entlarven kann, der auch nur so tut. Die Welt der Information ist schon lange nicht mehr, was sie scheint.

Wenn ein Doppelagent einen Doppelagenten entlarvt, wer schadet dann eigentlich wem?

Das darf man sich fragen, wenn man die Welt nicht mehr versteht, und nicht mehr weiss, wer jetzt der Böse ist: Der gelöschte Hildebrand? Die Gute Kashya? Evelyn die Tapfere? Christoph der Gute? Wer hat jetzt mehr Schaden angerichtet: Der Whistleblower beim Broker, der Broker beim Nationalbanker, der Nationalbanker bei seiner Frau, die Frau bei der  Pressesprecherin des Unternehmers, der Journalisten mit geheimen Unterlagen versorgte? Was hat LeCarré der Wirklichkeit voraus: LeCarré weiss, wo die Luft für Mächtige dünn wird. Er weiss, wann Information zur tödlichen Waffe wird. Als Ex-Geheimdienstler kennt er die Winkelzüge der Mächtigen. Wenn man die Schweizer Elite sich so gegenseitig entlarven sieht, fragt man sich mit LeCarré: Wird die Luft da oben so dünn, dass sich die Mächtigen jetzt untereinander abschiessen müssen? Ekelhaft. Im Kino tun andere das immerhin zu unserer Erbauung. Da darf die Luft auch einmal richtig dick sein!

Allerdings: Was auch LeCarré nicht vorausgesehen hat. Die Gewinner jeder Fehlinformation sind die Verkäufer von Information. Eigentlich kann es nicht nur der Welt egal sein, ob sie noch einer versteht, der Weltwoche auch: Sie verkauft sich. Ob Falschinformationen nun stimmen oder nicht.  „Dame, König, As, Spion“ kommt am 2.Februar zu uns. Erst? Warum ich Ihnen das jetzt schon sage: Damit Sie vorher das Buch noch einmal lesen können. Rasch! Dann macht der Film doppelt Spass.

 

Lesefaule können sich auch an Alec Guiness erinnert: Ein Grund, wieder einmal sein subtiles Spiel zu geniessen.

 

Nächster Artikel