Beim UNO-Gipfel zur nachhaltigen Entwicklung Rio+20 gehen die Urteile über die bisherigen Ergebnisse stark auseinander. Während die brasilianische Gipfelpräsidentschaft mit Stolz auf den erreichten Kompromiss verweist, laufen Umweltverbände in Rio empört Sturm.
„Keine Ziele, keine verbindlichen Fristen, keine Visionen“, lautete die gemeinsame Kritik, die Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace, WWF und Oxfam am Donnerstag mit Blick auf die geplante Abschlussdeklaration formulierten.
Einer der Hauptkritikpunkte: Die Staaten gäben über 600 Milliarden Dollar Subventionen für fossile Brennstoffe jährlich aus und in Rio gebe es kein Geld für nachhaltige Entwicklung. Der politische Direktor von Greenpeace Daniel Mittler, sagte: „Das ist eine neue Definition von Heuchelei.“
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hingegen ist zuversichtlich, dass das rund 50-seitige Abschlussdokument mit dem Titel „Die Zukunft, die wir wollen“ ein festes Fundament bringe, um bei der nachhaltigen Entwicklung voran zu kommen. An dem Gipfel nehmen bis Freitag über 100 Staats- und Regierungschefs teil.
Kampagne zum Schutz der Arktis
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace gab mit Unterstützung von Schauspielern, Rockstars und Künstlern bei der Rio+20-Konferenz den Startschuss für eine Kampagne zum Schutz der Arktis.
Die Arktis werde von den Ölkonzernen angegriffen. Die Erdölförderung und industrielle Fischerei in der Hohen Arktis müssten sofort verboten werden, forderte Greenpeace-Direktor Kumi Naidoo am Donnerstag in Rio de Janeiro. „Die Arktis ist der Kühlschrank der Welt“, erklärte er. „Sie hält die Erde kalt, in dem sie die Sonnenstrahlen reflektiert.“
Die neuseeländische Schauspielerin Lucy Lawless und der britische Unternehmer Richard Branson waren beim Auftakt der Kampagne in Rio anwesend.
Es sollen Unterschriften gegen die Zerstörung in der Arktis gesammelt werden. Zu den Unterzeichnern gehören bisher unter anderen John Hurt, Robert Redford, Paul McCartney, Penelope Cruz, Richard Branson, Pedro Almodovar, Thom Yorke, Emily Blunt und Baaba Maal.
Für einen radikalen Umbau der Weltwirtschaft demonstrierten am Mittwoch (Ortszeit) tausende Aktivisten mit Trommeln und Spruchbändern im Zentrum von Rio de Janeiro. Sie wollten ein Zeichen setzen zur Rettung der Erde. Die Konferenz dauert bis morgen Freitag.