Der Fahrer des Boliden ist zwei Jahre alt. Er missachtet gewohnheitsmässig das Stoppschild und schlittert um die Kurve. Jetzt nur nicht zimperlich sein. Für Rechtsabbieger hat er gerade keine Zeit. Vielleicht schafft er es diesmal die nächste Runde, ohne aus der Kurve zu fliegen oder ein Verkehrsschild zu rammen.
Gelegentlich kann es wirklich spannend werden auf der Bobbycar-Rennbahn in der Markthalle. Die Fahrer und Fahrerinnen zeigen ab und an ein ziemlich riskantes Fahrverhalten, dennoch passiert fast nichts. Seltsamerweise auch dann nicht, wenn sich das Papphaus aus der Ecke quer über die Fahrbahn bewegt.
Mit acht Kindern ist es gerade schon ziemlich voll, auch lautstärkemässig. Der von der «Neuen alten Markthalle» als Übergangslösung gestaltete Raum ist neuerdings ganz schön belebt. Vor allem donnerstags, wenn sich einige Eltern mit kleinen Kindern zum Bobbycar-Lunch treffen. Was aber dank der Glasfenster draussen in der Halle niemanden stört.
Optimaler Treffpunkt bei schlechtem Wetter
«Optimal», findet Mala Suess den Treffpunkt. In der Markthalle könne man sich auch bei schlechtem Wetter treffen und die erweiterte Mittagspause zum Netzwerken nutzen, während der Nachwuchs mit dem Bobbycar um die Ecke fetzt. Natürlich mache der Verkehrsspielplatz auch den Kindern mehr Spass, wenn sie nicht alleine ihre Runden ziehen müssen. Im Moment stehen sechs Bobbycars und ein Laufvelo für Kinder zur Verfügung, die Bobbycar-Rennbahn ist Montag bis Samstag durchgehend geöffnet. Der Raum wird nicht beaufsichtigt.
Das wöchentliche Treffen ist eine Veranstaltung der «stadtbaby»-Initiantinnen Vera Mitter und Mala Süss und wird regelmässig auf der Facebook-Seite der «Stadtbaby’s» angekündigt. Wegen der zur Mittagszeit meist sehr gut gefüllten Markthalle ist der bisherige Termin von 12 bis 14 Uhr noch nicht fix.
Beim Kaffeetrinken ein Auge auf den Nachwuchs werfen
In der kommenden Woche wollen die Markthallenbetreiber die Café-Tische näher an die verglasten Fenster rücken, um die etwas triste Aussicht auf die Rückseite der Essenstände aufzulockern. Dann sollte es auch möglich sein, von draussen ein Auge auf den spielenden Nachwuchs zu werfen.
Etwas elterngerechter möchte Vera Mitter den Bobbycar-Raum auch gerne noch einrichten. «Eine Stillecke wäre schön und ein und Wickeltisch», findet sie. Die Gründungsabsicht von «stadtbaby» sei ja gerade, Eltern ganz kleiner Kinder zu unterstützen.
Seit Vera Mitter und Mala Suess im vergangenen Jahr die Webpage «stadtbaby.ch» live geschalten haben, hat sich einiges getan. Auch wenn man davon nicht viel sieht
«stadbaby» soll wachsen – als Community
In der Prioritätenliste von Mala Suess und Vera Mitter steht die Vernetzung mit anderen Eltern inzwischen ganz oben. «Wir wollen wachsen und sind im Sinne einer Community auch darauf angewiesen», sagen die beiden Gründerinnen. Inzwischen bringen sich schon sechs Personen bei «stadtbaby» ein und es sollen noch mehr werden. Mehr Treffen zu organisieren und das Projekt auf mehr Personen zu verteilen, ist ihr nächstes Ziel. Der Ausbau der Webpage läuft daher eher auf Sparflamme, öfter bespielt wird die Stadtbaby-Facebookseite, auf der auch der Bobbycar-Lunch regelmässig angekündigt wird.
Demnächst als Verein aufgestellt
Organisatorisch müssen sie sich dann anders aufstellen. Demnächst wird sich der «stadtbaby»-Verein gründen. Notwendig ist die Änderung für die beiden berufstätigen Mütter schon aus zeitlichen Gründen. Und auch deswegen, weil die eigenen Kinder ja älter werden. «Das Risiko ist schon da, dass man in seinen Anschauungen und Bedürfnissen mit den Kindern mitwächst», geben sie zu. Zum Beispiel ersetze die Suche nach öffentlichen Toiletten irgendwann die nach dem Wickeltisch.
«Apropos vergessen…», sagt Vera Mitter grinsend und rennt los. Ihr Sohn will sich gerade auf Entdeckungsreise in die mittägliche Markthalle begeben. Da ist Tempo gefragt.
Gelegentlich zeigen die Fahrer und Fahrerinnen im Bobbycar-Raum der Markthalle ein ziemlich riskantes Fahrverhalten. Verkehrsregeln werden grossszügig ausgelegt. (Bild: Daniela Gschweng)