Strafanstaltskoch versorgt Häftling jahrelang mit guten Tröpfchen

Zehn Jahre lang hat ein ehemaliger Koch der Zürcher Strafanstalt Pöschwies einen Häftling mit Alkohol versorgt. Nun hat ihn das Zürcher Obergericht am Montag wegen passiver Bestechung zu einer bedingten Geldstrafe von 360 Tagessätzen zu 110 Franken verurteilt.

In Petflaschen liess der Koch den Häftlingen Alkohol zukommen (Symbolbild) (Bild: sda)

Zehn Jahre lang hat ein ehemaliger Koch der Zürcher Strafanstalt Pöschwies einen Häftling mit Alkohol versorgt. Nun hat ihn das Zürcher Obergericht am Montag wegen passiver Bestechung zu einer bedingten Geldstrafe von 360 Tagessätzen zu 110 Franken verurteilt.

Der heute 56-Jährige hatte zwischen 2000 und 2010 einenl angjährigen Häftling regelmässig mit Wein, Whiskey und Grappa versorgt. Die Bezahlung war gut: Pro Flasche Wein erhielt der Aufseher und Koch 50 Franken, für die Spirituosen pro Flasche 100 Franken. Der Häftling verkaufte die Alkoholika jeweils an fünf Mitgefangene.

Weil in der Strafvollzugsanstalt Alkohol strikt verboten ist, schüttete der Koch den Alkohol jeweils in unverdächtig scheinende Petflaschen um. Die Glasflaschen liess er im Abfall verschwinden. Insgesamt belieferte er den Häftling laut Anklage mit 117 Litern Schnaps und 59 Litern Wein und kassierte dafür 14’650 Franken.

Der Beschuldigte hatte 20 Jahre in der Pöschwies gearbeitet. Er hatte zu seinem „Kunden“ ein enges Vertrauensverhältnis. Als der Schmuggel aufflog – ein unbeteiligter Häftling hatte etwas bemerkt und geplaudert – arbeitete er aber bereits im Kanton Schaffhausen.

Das Bezirksgericht Dielsdorf glaubte im vergangenen Oktober dem Beschuldigten, der jegliche Schuld von sich wies, und sprach ihn frei. Auf Berufung der Anklage befasste sich das Obergericht am Montag mit dem Fall. Es sprach den Beschuldigten der passiven Bestechung schuldig. Es verurteilte ihn zu einer bedingten Geldstrafe.

Mit seinem Strafmass ging das Gericht über den Antrag des Staatsanwalts von 240 Tagessätzen hinaus. Der Mann habe seine Stellung schamlos ausgenutzt, sagte der Vorsitzende. Sein Verschulden sei erheblich.

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